Manisha Mohan wollte etwas tun gegen sexuelle Gewalt. Die US-amerikanische Forscherin hat deshalb einen smarten Sticker entwickelt. Dieser wird in Slip oder BH eingeklebt und löst eine Alarmkette aus - falls nötig. Fehlalarme sind nicht ganz ausgeschlossen.
Manisha Mohan arbeitet am MIT in den USA. Ihr Sticker Intrepid kann an jedem beliebigen Kleidungsstück angebracht werden, zum Beispiel am BH oder am Slip. Der Aufkleber verbindet sich per Bluetooth mit der zugehörigen App auf dem Smartphone und hat zwei Funktionen: aktiv und passiv.
Im Passiv-Modus kann die Frau durch Druck auf den Sticker Hilfe holen. Dann geht eine Nachricht zunächst an ihre eigene Handy-App, die sie innerhalb von 30 Sekunden wieder deaktiviert kann. So sollen Fehlalarme vermieden werden. Denn natürlich kann man auch aus Versehen den Sticker drücken.
War es kein Versehen, geht eine zuvor formulierte SMS an fünf Telefonnummern, die ebenfalls vorab bestimmt wurden - dazu kann auch der Polizei-Notruf gehören. Die SOS-Nachricht enthält neben einem schriftlichen Hilferuf auch die aktuellen Koordinaten des Smartphones als Google-Map-Link, sodass die Empfänger sofort wissen, wo sich die Frau befindet.
Auch Hilfe bei Bewusstlosigkeit
Der aktive Modus soll Personen helfen, die zum Beispiel bewusstlos sind. Dafür zeichnet die App die Bewegungsmuster auf, mit denen die Personen selbst ihre Kleidung an- und ausziehen.
Der Übergriff kann mitgezeichnet werden
Gibt es plötzlich starke Unregelmäßigkeiten, eben weil eine fremde Person das Kleidungsstück auszieht, fragt die App über das Display des Smartphones, ob es dem Nutzer gut geht, berichtet das Portal PSFK. Genau wie beim Passiv-Modus gibt es nun die Möglichkeit, einen Fehlalarm zu stoppen. Ansonsten geht die SOS-Nachricht raus. Außerdem wird - und das passiert auch im Passiv-Modus - eine der fünf Personen automatisch angerufen. Nimmt sie das Gespräch an, schaltet sich das Handy-Mikrofon des Opfers ein. Auch erfolgt ein Mitschnitt, sodass die Aufzeichnung bei einem späteren Gerichtsverfahren genutzt werden kann.
Der Sticker und die Alarmkette sind natürlich nicht fehlerfrei. Bei etwas wilderem, aber einverständlichen Sex kann sich ein Alarm lösen und auch der Mitschnitt. Die App soll auch Kinder und Pflegebedürftige vor sexuellem Missbrauch schützen, doch die Frage ist, wie sie ein Handy bedienen und einen Fehlalarm stoppen sollen.
Bislang wurde die App an 70 Freiwilligen getestet, die fast alle zufrieden waren. Der Sticker ist äußerlich unauffällig und soll keine Klebstoffspuren hinterlassen. Er soll sogar den Waschgang überleben, schreibt das US-amerikanische Portal Quartz. Ein Manko ist jedoch, dass der Sticker nur funktioniert, wenn er mit dem Handy verbunden ist. Deshalb arbeitet Manisha Mohan an einer neuen Version, die auch ohne Handy funktionieren soll.