Homosexuelle haben das Recht auf eingetragene Lebenspartnerschaften, hat der Papst gesagt. Die LGBT-Aktivistin Veronika Gräwe versucht eine Deutung.
Deutlich wie nie zuvor hat der Papst eingetragene zivile Partnerschaften für homosexuelle Paare befürwortet. In einer Szene des Dokumentarfilms "Francesco" sagt er: "Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben". Auch sie seien Kinder Gottes und sollten rechtlich abgesichert sein. "Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht", so das Oberhaupt der katholischen Kirche weiter. Dafür habe er sich schon früher eingesetzt.
Veronika Gräwe erinnert sich noch. Sie engagiert sich im Katholischen LSBT-Komitee für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Personen. Einerseits hat sie sich gefreut, andererseits ist sie skeptisch: "Wir erleben immer wieder, dass der Papst Sachen sagt, die wir sehr positiv auffassen und dann aber doch noch mal zurückgerudert wird."
Für Partnerschaften, gegen Ehe
In Argentinien habe er sich für zivile gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingesetzt. Sein Hintergedanke: die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu verhindern.
"Wir haben erlebt, dass er gesagt hat, er möchte nicht über gleichgeschlechtlich-liebende Menschen urteilen. Dann kam ein Interview, wo er gesagt hat, homosexuelle Kinder sollten zum Psychiater."
Sie würde konkrete Änderungen am Kirchenrecht oder am Katechismus begrüßen: "Weil es einfach krasses Leid für Menschen bedeutet, gesagt zu bekommen: Du bist da in dem Tiefsten, was dich ausmacht, ungeordnet oder nicht richtig." Sie erinnert daran, dass im englischsprachigen Katechismus unter Artikel 2357 steht, dass eine homosexuelle Neigung in sich ungeordnet ist. In Deutschland wäre schon mit Rechtssicherheit für gleichgeschlechtlich liebende Mitarbeitende im kirchlichen Arbeitsrecht geholfen.
Lokale Kirche und Weltkirche
Den Wunsch queerer Katholikinnen und Katholiken, nicht Teil der katholischen Kirche zu sein, kann Veronika Gräwe nachvollziehen. Für sie selbst ist das Katholisch-Sein jedoch ein großer Teil der Identität. Sie konzentriere sich dann eben stärker auf das lokale Leben der kirchlichen Gemeinschaft und frage: "Warum sollte diese Kirche Rom gehören? Warum gehört die nicht auch der Gemeinde und dem, was vor Ort passiert?"
In der katholischen Kirche wünscht sich Veronika Gräwe ein Bewusstsein bei kirchlichen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, dass LGBT Teil der Gemeinde sind. Sie findet, die Institution müsse Kompetenzen aufbauen, um diskriminierungsarm oder sogar diskriminierungsfrei zu handeln.
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