Es sieht düster aus für Air Berlin: Die Fluglinie hat eine Milliarde Euro Schulden – und jeden Tag werden es mehr. Hilfe vom Staat wird es wohl nicht geben. Ist die Airline noch zu retten?
In den letzten Monaten sind bei Air Berlin mehr als 1500 Flüge ausgefallen. Verspätungen sind fast schon die Regel, die Entschädigungen an die Kunden kosten.
Bedrohte Qualität
Auch wenn in den letzten Monaten viel schief gegangen ist: Air Berlin sei ein Qualitätsanbieter, sagt der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Die Airline habe zum Beispiel in punkto Sicherheit viel zu bieten. Außerdem gebe es für die Beschäftigten Tarifverträge nach deutschem Recht – ein Gut, das in der Luftfahrt immer seltener zu finden sei.
"Wenn Air Berlin vom Markt verschwindet, würde für die Passagiere in Deutschland ein Loch gerissen."
Für die Passagiere würde ein Wettbewerber wegfallen, was die Flugpreise steigen lassen könnte.
Denkbar ist auch die genau entgegengesetzte Preisentwicklung, sagt Schellenberg: Ultra-Low-Cost-Anbieter könnten Teile der bisherigen Strecken übernehmen. Dann sinken zwar die Preise – aber auch der Komfort. Außerdem manche Routen ganz wegfallen.
Schwierige Integration von dba und LTU
Es sei nicht nur der Preiskampf mit Unternehmen wie Ryanair & Co. – Air Berlin sei auch selbst verantwortlich, sagt Schellenberg. Das Unternehmen habe verschiedene Fluggesellschaften aufgekauft, unter anderem die dba in München und die LTU in Düsseldorf. Diese Gesellschaften bei Air Berlin zu integrieren, habe nicht funktioniert.
"An den Standorten Berlin, München und Düsseldorf wurde ein Eigenleben weitergeführt. Die Dinge passten nicht zusammen."
Air Berlin habe den Wettbewerb mit der Lufthansa falsch eingeschätzt, sagt Schellenberg. Anfangs dachten sie, sie wären kein Konkurrent. Das habe sich dann geändert, als Air Berlin den "Mallorca-Shuttle" begann und plötzlich die Airline mit den meisten Flügen auf die spanische Ferieninsel war. Das habe Lufthansa so nicht stehen lassen können.
"Air Berlin ist dann in einen Qualitätswettkampf mit der Lufthansa eingestiegen: Wir können jetzt auch Business Class, wir können jetzt auch Langstrecke."
Doch genau damit habe man sich zu viel vorgenommen, glaubt Schellenberg.
Lösung in Sicht?
Einer der Haupteigentümer von Air Berlin ist Etihad Airways, die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Lufthansa habe das immer bedrohlich gefunden, dass Etihad mit Air Berlin einen Wettbewerber am deutschen Markt unterstützt, sagt Schellenberg. Jetzt zeichne sich aber eine mögliche Einigung ab, ein Deal zwischen Lufthansa und Etihad:
- Lufthansa könnte Etihad eine Art Zukunft in Europa bieten, eine Partnerschaft mit der Lufthansa samt Einfluss am Markt
- Im Gegenzug würde Etihad die Finanzen bei Air Berlin regeln - und die Lufthansa bekäme Air-Berlin-Flugzeuge samt Besatzung für ihre Günstig-Tochter Eurowings
40 Flugzeuge hat die Lufthansa bereits von Air Berlin übernommen.
"Air Berlin könnte gut in den Eurowings-Konzern passen. Dann würde die Marke Air Berlin verschwinden."
Cord Schellenberg hält es für möglich, dass noch ein dritter Bewerber dazu kommt.