Literatur aus Afrika ist viel älter als die Kolonialzeit. Ein Heldenepos aus Westafrika bildet die Grundlage für einen der größten Disney-Erfolge und seit einiger Zeit nimmt endlich auch der Rest der Welt immer mehr Notiz von Romanen, Essays, Theaterstücken oder Lyrik von afrikanischen Autorinnen und Autoren.
"Sundiata Keita" ist ein Heldenepos, das vor allem in Westafrika mündlich, schriftlich, als Comic, Theaterstück und im Film weitergegeben wird. Wir alle kennen Disneys Erfolgsstory vom "König der Löwen", dem die Geschichte Sundiatas in Ansätzen zugrunde liegt. Susanne Gehrmann belegt, dass die Kunst der hohen Literatur in Afrika nicht erst während oder nach der Kolonialzeit entstanden ist, sondern schon vor Jahrhunderten existierte.
"So wie Frankreich das Rolandslied hat, Deutschland das Nibelungenlied und Indien das Mahabharata, hat Westafrika Sundiata."
Afrikanische Literatur ist gerade in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland immer beliebter geworden. Lesungen, Festivals, Rezensionen, Musicals und Theaterstücke mit afrikanischer Thematik sind zunehmend gefragt. Afrikanische Autoren verfassen Lyrik, Essays und Romane und arbeiten in den Texten seit etwa den 1960er Jahren ihre Unterdrückung durch die Großmächte auf.
"Das Kolonialreich schreibt mit aller Macht zurück - an die Zentrale!"
Das "Zurückschreiben" erfolgt nicht nur in den mehr als zweitausend afrikanischen Sprachen, sondern auch in denen der einstigen Kolonialherren: etwa in Portugiesisch, Französisch, Spanisch und Englisch. Dadurch ist eine Grundvoraussetzung für die Verbreitung in weiten Teilen der Erde möglich geworden. Weil in den Büchern neuerdings auch die Migration afrikanischer Menschen in den Westen zur Sprache kommt, steht für die zeitgenössischen afrikanischen Autoren das Wechselspiel zwischen dem Leben im Mutterland und der Diaspora auf der literarischen Agenda.
Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Susanne Gehrmann von der Berliner Humboldt-Universität forscht und lehrt am "Institut für Asien- und Afrikawissenschaften". Sie hat am 27.8.2018 über das Thema gesprochen: "Afrikanische Literaturen als Weltliteratur". Als Expertin trat sie innerhalb der Berliner Sommer-Uni auf, die diesmal von der Berliner Akademie für weiterbildende Studien gemeinsam mit der Freien Universität veranstaltet wurde. Das Motto lautete: "Afrika - Herkunft und Schicksal der Menschheit".
Unser Bild zeigt die nigerianische Besteller-Autorin Chimamanda Ngozi Adichie.