Die Frage, wie weit rechts außen sich die AfD positionieren soll, spaltet die Partei. Besonders umstritten: der Thüringer Fraktionschef Björn Höcke, der sich selbst als Führungsfigur des national-völkischen "Flügels" der Partei inszeniert. Gegen ihn richtet sich nun ein Appell.
Am vergangenen Wochenende hat der Thüringer Fraktionschef Björn Höcke den Bundesvorstand beim Kyffhäusertreffen des "Flügels" öffentlich attackiert. Jetzt rufen hochrangige AfDler in einem Appell dazu auf, den Personenkult um Höcke zu beenden: "Die AfD ist und wird keine Björn-Höcke-Partei", heißt es darin. Höcke solle sich auf seine Aufgaben in Thüringen beschränken.
Zu den Unterzeichnern des Appells mit dem Titel "Für eine geeinte und starke AfD" gehören über hundert AfD-Politiker - unter anderem Bundesschatzmeister Klaus Fohrmann, die Partei-Vize Albrecht Glaser, mehrere Bundestagsabgeordnete oder der rheinland-pfälzische Landeschef Uwe Junge. Durchaus bekannte Personen also, jedoch keine erstrangigen Parteifunktionäre.
"Die größeren Namen, die man kennt - also zum Beispiel Alexander Gauland oder Jörg Meuthen, die beiden Bundessprecher -, haben ihren Namen nicht unter den Appell gesetzt."
Keine inhaltliche Auseinandersetzung mit Höcke
Interessant sei, so Nadine Lindner aus dem Dlf-Hauptstadtstudio, dass es in dem AfD-Appell um Björn Höcke nicht um seine politische Ausrichtung gehe und die Ansichten, die er vertritt, sondern ausnahmslos um den Personenkult an ihm.
Dabei führt das Bundesamt für Verfassungsschutz den "Flügel" als sogenannten "Verdachtsfall" - das heißt, die Behörde sieht "stark verdichtete Anhaltspunkte" dafür, dass es sich bei Höckes Bewegung um eine "extremistische Bestrebung" handelt.
Alice Weidel äußerte sich zu dem Appel über Twitter und meinte, vor den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen brauche man keine öffentliche Schlammschlacht. "Es gibt Probleme, die wir aber intern lösen müssen."
Björn Höcke selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu der Sache äußern.
Die AfD hat rund 35.000 Mitglieder. Die Mehrheit der Partei wolle eher einen konservativ-bürgerlichen Kurs, heißt es in dem Appell. Doch Nadine Lindner bezweifelt das stark: "Ich glaube, dass sich am Ende dann doch der radikalere Teil der Partei durchsetzen wird."
Problematisch sei, so Nadine Lindner, dass niemand genau wisse, wie viele Angehörige der "Flügel" um Höcke hat. Denn es gebe keine Listen oder ähnliches, so dass man Personen benennen könnte. "Es gibt Schätzungen von Beobachtern, die von einem Drittel der Parteimitglieder ausgehen", sagt sie. Die andere Seite, die man früher "alternative Mitte" nannte, habe keine so prominente Führungsfigur wie Höcke und gehe gegenüber dem "Flügel" eher unter.
"Flügel" ist im Osten besonders stark
Im Osten, wo im September und Oktober Landtagswahlen anstehen, sei der "Flügel" besonders stark. "Wenn die da richtig abräumen, dann wird der Einfluss gestärkt", sagt Nadine Lindner. Und womöglich wirkt sich das dann auch auf die Wahl der neuen AfD-Bundesspitze aus, die wohl im Spätherbst anstehe.
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