Seit Regierungschef Abiy Ahmed im April dieses Jahres sein Amt angetreten hat, ist Äthiopien in Aufbruchsstimmung. Dafür steht auch die Besetzung hochrangiger Regierungsposten mit Frauen.
Abiy Ahmed Ali, Regierungschef in Äthiopien, setzt auf Veränderung. Seit seinem Amtsantritt vor gut einem halben Jahr hat er das Kabinett verkleinert und die Hälfte der Ministerposten mit Frauen besetzt. Nun setzt er zwei weitere starke Zeichen in Sachen Gleichberechtigung: Gleich zwei Frauen haben wichtige politische Ämter übernommen, berichtet Antje Diekhans, unsere Korrespondentin für die Region.
Eine Frau für den obersten Richterposten
Meaza Ashenafi ist einstimmig vom Parlament in Addis Abeba am 1. November zur Präsidenten des Obersten Gerichtshof gewählt worden. Die Menschenrechtsanwältin und Frauenrechtlerin ist eine der erfahrensten Juristinnen im Land. Sie hat unter anderem die äthiopische Juristinnenvereinigung gegründet und an der Verfassung Äthiopiens mitgewirkt.
In der Woche zuvor, am 23. Oktober 2018, wurde Sahle-Work Zewde als Bundespräsidentin vereidigt. Damit ist sie nicht nur die erste Frau an der Spitze des Landes, sondern derzeit das einzige weibliche Staatsoberhaupt in ganz Afrika. Vor ihr haben das nach dem Ende der Kolonialzeit bislang erst drei Frauen geschafft, sagt unsere Korrespondentin. Ihre Ernennung sei ein wichtiges politisches Signal.
"Die Bundespräsidentin hat - wie in Deutschland - eher repräsentative Aufgaben. Aber das ist trotzdem ein ganz starkes Signal."
Außenpolitischer Erfolg
Abiy Ahmed Ali will Frauen fördern, und er hat noch mehr Veränderungen im Land herbeigeführt: Er hat tausende politische Gefangene entlassen und Frieden mit dem lange verfeindeten Nachbarland Eritrea geschlossen. Das sei der größte Erfolg des jungen Premiers bisher, sagt unsere Korrespondentin: "Beide Länder hatten sich von 1998 bis 2000 bekämpft. Es gab mehrere 10.000 Opfer - die genaue Zahl konnte bis heute nicht ermittelt werden."
In wirtschaftlicher Hinsicht holt Äthiopien ebenfalls auf: Seit einigen Jahren erreicht das Land beeindruckende Quoten beim Wirtschaftswachstum, sagt Antje Diekhans. In Äthiopien herrsche eine ziemliche "Abiymania".
"Vor drei Jahren verbuchte Äthiopien mit 10 Prozent das größte Wachstum weltweit."
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