Arztbesuche sind wichtig und in einigen Fällen unvermeidlich, können aber auch unangenehm sein. Die Plattform "Gynformation" informiert Frauen und Transmenschen umfassend und will ihnen erleichtern, den passenden Frauenarzt zu finden.
Beim Frauenarzt werden wir oft zu sehr intimen Dingen befragt, zum Beispiel zur Partnerin oder dem Partner, zur Sexualität und zu vielen anderen Sachen, das kann manchen Patientinnen unangenehm sein. In Foren und sozialen Netzwerken berichten manche, nach einem Termin bei einer Gynäkologin oder einem Frauenarzt von ihren negativen Erfahrungen. Manche schreiben über unnötig intime Fragen, andere über diskriminierende Vorfälle – besonders Transpersonen, queere Frauen und Frauen, die zum Beispiel Kopftuch tragen, scheinen besonders häufig davon betroffen zu sein.
Die Website Gynformation will Menschen Frauenärztinnen und -ärzte empfehlen, bei denen sie sich sicher und wohl fühlen können. Alina ist Teil eines Kollektivs, das diese Initiative ins Leben gerufen hat.
"Du verdienst bei der gynäkologischen Behandlung einen respektvollen, vertraulichen, unvoreingenommenen und professionellen Umgang."
Alina erzählt, dass sie bei einem Aufenthalt in Frankreich auf die Website Gyn&Co gestoßen ist. Zurück in Deutschland war sie entsetzt darüber, wie sie selbst sagt, dass es hier noch nichts Vergleichbares gab. Daraufhin hat sie sich mit ein paar Mitstreiterinnen zusammengeschlossen, um die Plattform "Gynformation" zu gründen, die Frauen über Gynäkologisches informiert und ihnen hilft, für ihr jeweiliges individuelles Problem die passende Praxis zu finden, die die beste Behandlung dafür bietet. Für die Suche nach der richtigen Ärztin oder dem richtigen Arzt bietet die Website verschiedene Filter an. Das hilft, die Auswahl bestmöglich einzuschränken.
Konkrete Nachteile für Menschen, die von der Norm abweichen
Diejenigen, die von der Norm abwichen, also nicht weiß, männlich, relativ gesund oder Rollstuhlfahrer seien, sagt Alina, würden oft durch das Raster der medizinischen Forschung und Behandlung fallen. Das habe oft konkrete Nachteile und sei auch in manchen Fällen damit verbunden, dass schädliche Handlungen ausgeführt würden.
Gynäkologisches oft tabuisiert
Die Gynäkologie sei ein Feld, das oft tabuisiert werde, wie man am Beispiel der Menstruation sehen könne, sagt Alina. Oft würden Beschwerden, wie sie bei Prämenstruellen Syndrom (PMS) und Endometriose auftreten, nicht ernst genug genommen. Deswegen hat sich das Kollektiv bei der Gründung der Plattform vorgenommen, sich auf Fragen, wie diese, fokussieren.
"Mein Blick wurde geschärft dafür, dass in der Medizin ganz generell sehr viele Diskriminierungen passieren, weil einfach eine Norm angenommen wird, die weiß, männlich, relativ gesund, nicht zu dünn, nicht zu dick ist und keinen Rollstuhl benutzt."
Ein Negativbeispiel für eine Behandlung beim Frauenarzt: Wenn der Arzt automatisch voraussetzt, dass die Patientin einen männlichen Partner hat. Es gebe außerdem Fälle, in denen die Körperform negativ kommentiert werde, sexuelle Aktivität als zu früh oder zu spät eingestuft und den Patientinnen die Schuld für körperliche Beschwerden gegeben werde, sagt Alina.
Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch planen, nicht diskriminieren
Ein weiterer Grund für die Initiative sei gewesen, dass Frauenärzte auf ihren Websites – auch weil das Gesetz es so vorsieht – kaum Informationen zu einem Schwangerschaftsabbruch bieten. Gerade, wenn es um dieses Thema geht, befänden sich Frauen "in einer verletzlichen Situation" und es sei besonders wichtig, nicht zu moralisieren oder zu diskriminieren, sagt Alina.