Bis 2035 werden 11.000 Hausarztstellen in Deutschland unbesetzt sein. Besonders auf dem Land fehlen dann Ärzte. Mit der sogenannten Landarztquote wollen einige Bundesländer gezielt Medizinstudierende für Praxen auf dem Land gewinnen.
Aktuell gibt es knapp 100.000 Medizinstudenten im Fach Humanmedizin in Deutschland. Wer Medizin studieren möchte, der muss einen NC von mindestens 1,2 mitbringen oder viele Semester warten. Aber so begehrt das Medizinstudium auch ist, vor allem in ländlichen Gegenden mangelt es an Ärzten.
Laut Robert Bosch Stiftung werden bis zum Jahr 2035 11.000 Hausarztstellen in Deutschland fehlen. Das bedeutet, dass 40 Prozent der Landkreise auf eine Unterversorgung mit Ärzten zusteuern.
Landarztstudium zu Sonderkonditionen
Weil es an Medizinstudierenden mangelt, die nach ihrem Studium eine Praxis auf dem Land eröffnen oder übernehmen möchten, haben sich verschiedene Bundesländer entschieden zu handeln: Neben den regulären Studienplätzen werden auch Landarztstudienplätze angeboten, für sie gelten besondere Bedingungen.
"Im Gegenzug musst du aber bei der Allgemeinmedizin bleiben und im Anschluss mindestens zehn Jahre auf dem Land arbeiten."
Diese Studienplätze werden an Studierende vergeben, die sich verpflichten, Humanmedizin zu studieren und keine andere Fachrichtung einzuschlagen. Außerdem müssen die Landarztstudierenden zehn Jahre in einer Praxis auf dem Land arbeiten. Wer nach dem Studium dagegen verstößt, muss 250.000 Euro Strafe zahlen.
Bisher interessieren sich nur wenige für das Landarzt-Modell
Die Bewerber für ein Landarztstudium sind in der Regel älter, also zwischen 25 bis 28 Jahren, erklärt Jens Wagenknecht vom niedersächsischen Hausärzteverband. Insgesamt haben sich in Niedersachsen knapp 300 Leute auf die angebotenen 60 Studienplätze beworben. SPD und CDU hatten damals zwar mit dem doppelten an Bewerberzahlen gerechnet – freuen sich aber, dass alle Studienplätze besetzt werden konnten.
"Also ein Flop wäre es ja gewesen, wenn gar nicht genug Bewerber für die Studienplätze da gewesen wären."
In Bayern, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland gibt es ebenfalls eine Quote für Studienplätze, die angehenden Landmedizinern und -medizinerinnen vorbehalten sind. Bayern ist damit im Wintersemester 2020/2021 gestartet. Hier werden 5,8 Prozent aller Medizinstudienplätze für die Landarztquote geblockt. Das hat im vergangenen Wintersemester 113 Plätzen entsprochen. Beworben haben sich darauf 376 Menschen.
Verfahren zur Studienplatzvergabe
Um einen Landarzt-Studienplatz zu bekommen, mussten die Bewerber und Bewerberinnen in mehrere Runden überzeugen. In der ersten Runde ging es um die berufliche Vorerfahrung im medizinischen Bereich. In der zweiten Runde waren die Abinote und ein weiterer Test maßgeblich.
"Wir haben in den Auswahlgesprächen dieser 120 Leute gesehen: Das sind Leute, die sind wild entschlossen, in der ambulanten Versorgung auf dem Land zu arbeiten."
In Niedersachsen haben diese Runden 120 der Bewerberinnen und Bewerber geschafft und sind dann zu persönlichen Gesprächen und weiteren Tests eingeladen worden. In den Gesprächen wurde dann überprüft, ob die Studierenden wirklich für den Beruf des Landarztes motiviert sind. Die Hälfte hat einen Studienplatz bekommen.