Es ist die größte – und mittlerweile umstrittenste – Neuerung in der Fußball-Bundesliga der vergangenen Jahre. Der Videoschiedsrichter sorgt immer wieder für Diskussion. Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat jetzt reagiert – und Hellmut Krug als Videochef abgesetzt. Konkret geht es um den Vorwurf der Manipulation.
Krug (Bild oben) war "Projektleiter Videobeweis" und im Schiedsrichter-Ausschuss – beide Posten ist er losgeworden.
"Hellmut Krug ist quasi innerhalb einer Woche zweimal degradiert worden."
Der DFB habe erkannt, dass er sich endlich mal ganz zentral um das Problem kümmern muss, sagt Klaas Reese aus der Deutschlandfunk Sportredaktion. Auch DFB-Präsident Grindel habe sich eingeschaltet in die Diskussion.
Fröhlich soll den Videobeweis retten
Der Chef der Schiris höchstpersönlich, Lutz Michael Fröhlich, übernimmt jetzt das "Projekt Videobeweis". Unterstützt werden soll er von Florian Götte, Abteilungsleiter Schiedsrichterwesen im DFB. Der 61-jährige Krug soll aber trotzdem in dem Gesamtprojekt engagiert bleiben und sich auf die inhaltliche Analyse und die fachliche Dokumentation konzentrieren.
Scheinbar sei es im Schiedsrichterwesen möglich, Leute in bestimmte Positionen zu bringen, sagt Klaas Reese.
"Es scheint so zu sein, als ob das Schiedsrichterwesen ein System ist, das Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft begünstigt."
Das System selbst sei nämlich nicht transparent genug. Weil der DFB sich nicht gerne in die Karten schauen lasse, wüssten wir zum Beispiel nicht:
- welche Noten Schiedsrichter bekommen
- wie die Bewertungen bestimmter Szenen aussehen
Die Situation zeigt, sagt Klaas, dass der DFB das alles unterschätzt hat. Der Videobeweis sei nämlich nicht so einfach zu gebrauchen, wie man sich das vielleicht gewünscht hat.
Hat Krug für Schalke 04 entschieden?
Der Vorwurf lautet: Hellmut Krug kommt aus Gelsenkirchen und hat beim Spiel von Schalke 04 gegen Wolfsburg zweimal in die Entscheidung des zuständigen Video-Assistenten eingegriffen. Krug und der beteiligte Video-Assistent Marco Fritz weisen das zurück.
"Wenn da was dran ist, wäre das der größte Skandal seit Hoyzer. Es ist aber nicht bewiesen. Und Krug selbst sagt: Das stimmt nicht!"
Der deutsche Fußballschiedsrichter Robert Hoyzer war die zentrale Figur im Fußball-Wettskandal, der im Januar 2005 bekannt wurde.
Im "Video Assistant Center" eines Bundesligastadions befinden sich neben dem Chef natürlich noch ganz viele andere Beobachter, die die umstrittenen Szenen begutachten und bewerten. Das Problem: Sie dürfen sich nicht öffentlich äußern.
Besser nur bei krassen Fehlentscheidungen?
Nach Informationen des Sportmagazins Kicker hatte der DFB bereits nach dem 5. Spieltag entschieden, die Bedingungen, unter denen der Videobeweis zum Einsatz kommt, leicht anzupassen.
Demnach soll sich der Videoassistent nicht mehr nur bei klaren Fehlentscheidungen, sondern auch bei strittigen Szenen einschalten können. Für Klaas Reese war das keine gute Idee.
"Ich glaube, wir müssen dahin zurück, dass der Videobeweis nur bei ganz krassen Fehlern eingesetzt wird. Denn sonst verändert das einfach das Spiel."
Damit der Videobeweis doch noch ein Erfolg werden kann, der das Spiel fairer und die Entscheidungen nachvollziehbarer macht – und der vor allem von den Fans anerkannt wird – muss der Videobeweis im Spiel selbst besser erklärt werden.
Bessere Erklärung schon während des Spiels
Problem: Man darf die Bilder während des Spiels nicht zeigen. Das hat das International Football Association Board (IFAB) verboten.
"Durch eine Einblendung einer Schrift oder eine Ansage könnte man ja aber erklären, warum Entscheidungen verändert wurden."