Viele denken vielleicht: Achtsamkeit bedeutet, auf einem Meditationskissen zu sitzen und Räucherstäbchen abzubrennen. Nach vier Jahren Achtsam-Podcast entgegnen unsere Hosts: Stimmt nicht. Achtsamkeit ist politisch! Warum das so ist, erfahrt ihr hier.
Ein sehr gutes Beispiel, um den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Politik zu erklären, ist die Emotion Wut. Psychologin Main Huong Nguyen hat dafür einen wissenschaftlichen Übersichtsartikel mitgebracht, in dem sehr viele Studien zusammengefasst wurden. "Die politischen Folgen von Achtsamkeit. Wie sich Achtsamkeit auf politische Einstellungen auswirken kann" heißt er.
Wut trifft Achtsamkeit
Wut wird in dem Artikel mit konservativeren Einstellungen in Verbindung gebracht, sagt Main Huong. Beispiele:
- eine verstärkte Unterstützung für Strafmaßnahmen zur Lösung sozialer Probleme
- eine geringere Risikowahrnehmung, die zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führt, Kriege zu befürworten
- eine verstärkte Unterstützung für populistische rechtsextreme Parteien
"Wut scheint das Interesse an neuen politischen Informationen zu hemmen."
Außerdem, so die Metastudie, scheint Wut offenbar das Interesse an neuen politischen Informationen zu hemmen.
Achtsamkeit als Training
Mit Achtsamkeit haben wir die Möglichkeit, uns von unseren Gefühlen zu "defusionieren" – das heißt, wir können lernen, dass…
- …Gefühle auch wieder vergehen: Nichts bleibt ewig.
- …wir nicht unsere Gefühle sind, sondern dass wir lediglich Gefühle haben.
- …wir nicht immer sofort direkt nach dem Reiz eines Gefühls handeln müssen: Wenn wir ein paar Augenblicke vergehen lassen, bevor wir handeln – also andere beschimpfen, anschreien oder gewalttätig werden – können wir freier entscheiden und handeln nicht mehr im Autopilot-Modus.
Achtsamkeit macht uns offen für verschiedenen Arten von Reaktion auf unsere Gefühle: Wir können lernen, besser mit unseren Gefühlen umzugehen und sind deswegen nicht mehr so emotional.
Auch Wut kann kreativ und konstruktiv genutzt werden.
Ihr habt Anregungen, Ideen, Themenwünsche? Dann schreibt uns gern unter achtsam@deutschlandfunknova.de