Mal wieder stille Post spielen? Ist eine gute Erinnerungsübung. Die Aborigines haben diese Übung perfektioniert. Seit über 10.000 Jahren geben sie ihre Geschichten mündlich weiter - und zwar detailgetreu. In der Redaktion haben wir auch stille Post gespielt und sind kläglich gescheitert.
Seit über 10.000 Jahren erzählen sich die Aborigines Geschichten und zwar akkurat und detailgetreu. Ihre Erzählungen beschreiben sehr genau die Landschaft Australiens und zwar während der letzten Eiszeit.
Perfektes Storytelling
Ein Forscherteam hat dafür Erzählungen der Aborigines durchforstet und rund 20 davon anhand wissenschaftlicher Daten abgeglichen. Es sind Geschichten, die sich auf die Küste Australiens beziehen. Die Forscher waren überrascht, dass es möglich ist, über Tausende Jahre und rund 400 Generationen hinweg Geschichten derart präzise weiterzugeben.
Strikte Regeln, kein Ausschmücken
Die Erzählungen skizzieren die alten Landschaften Australiens. Zum Beispiel, dass vor Melbourne noch vor 10.000 Jahren keine Bucht, sondern Land war - mit springenden Kängurus darauf. Geschildert werden Inseln, die damals noch zum Festland gehörten und heute unter der Meeresoberfläche verschwunden sind. Diese versunkenen Inseln können die Aborigines mit Namen benennen.
Damit das Erzählen so gut funktioniert, gibt es strenge Regeln. Dazu gehört auch, dass nicht alle Geschichten ausgeschmückt werden, sondern allein die Information weitergegeben werden. Vermutlich gibt es hier auch Unterschiede bei der Tradition des Erzählens, denn die Aborigines im Landesinneren unterscheiden sich von denen im Norden oder auch im Süden. Es gibt allein zwischen 200 und 300 verschiedene Aborigines-Sprachen.