Rassismus im Alltag ist verletzend – im Freundeskreis kann er besonders tiefe Spuren hinterlassen. Jasmin ist Person of Color (POC). Sie hat genau das selbst erlebt und spricht hier darüber. Die Therapeutin Myriell Kohrs sagt, was sie für eine gute Reaktion hält.
Der Partner einer guten Freundin verhält sich rassistisch. Sein Rassismus führt dazu, dass Jasmin die langjährige Freundschaft beendet. Jasmin ist POC und ihre Freundin weiß, wie oft Jasmin schon Rassismus erleben musste. Trotzdem nimmt ihre ehemalige Freundin ihren Partner in Schutz.
"Ich war mir sicher, dass diese Freundschaft eine Beziehung übersteht."
Einmal konfrontiert Jasmin den Mann. Das Ergebnis ist enttäuschend: "Ich hatte das Gefühl, ich trage Schuld an etwas, das er ausgelöst hat", sagt Jasmin heute. Denn er verdreht die Tatsachen das macht sie wütend. In der gemeinsamen Clique trifft Jasmin auf Unverständnis. Nun hat sie mehr Kontakt mit Menschen, die auch People of Color sind. Was Rassismus ist, muss sie dort niemandem erklären.
Reaktion ist eine Ressourcenfrage
Rassistische Äußerungen sollten wir nicht stehen lassen, denn grundsätzlich haben wir eine historische und soziale Verantwortung, andere Menschen vor Verletzungen zu schützen, sagt Myriell Kohrs. Sie ist bikulturelle Therapeutin.
Eine unmittelbare Reaktion auf rassistische Sprüche ist zuerst eine Frage der eigenen Ressourcen, sagt sie. Wichtig sei, sich gesund und stark zu fühlen. Zur Selbststärkung trage bei, sich täglich Gutes zu tun.
Abschied von den Täter*innen
Für Myriell Kohrs lautet die Frage zur Reaktion auf eine rassistische Äußerung: "Kann ich das alleine oder brauche ich Unterstützung?" Cliquen müssen von Rassismus betroffene Mitglieder schützen, indem sie das Problem benennen.
"Eigentlich ist es Aufgabe der Gruppe, das andere Gruppenmitglied, das verletzt wurde, zu schützen, zu sagen: 'Hey, das war jetzt nicht in Ordnung.'"
Sie empfiehlt die Täterin oder den Täter aufzuklären, dass das Gesagte eine rassistische Äußerung ist – und auch zu erklären, aus welchen Gründen das so sei.
Wenn Täter*innen eine Rollenumkehr versuchen, empfiehlt Myriell Kohrs sich klarzumachen, welche Machtstrukturen sich in diesem Moment zeigen. Fehle es an eigenen Ressourcen, um den zu erwartenden Konflikt auszutragen, sei aufzustehen und zu gehen auch noch eine Option.
Auch bei Rassismus im Arbeitsumfeld empfiehlt Myriell Kohrs nach Verbündeten zu suchen und den Schritt nicht alleine zu wagen. Die passenden Fragen seien: Welche Vertrauenspersonen habe ich in meinem Umfeld? Unmittelbar reagieren lasse sich stets mit den Fragen: Das hast du nicht ernst gemeint? Willst du das so stehen lassen?
Hinweis: Jasmin heißt eigentlich anders. Ihr Name wurde auf eigenen Wunsch von der Redaktion geändert.
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- Jasmin, hat sich wegen rassistischer Äußerungen von einer Freundin distanziert
- Myriell Kohrs, bikulturelle Therapeutin