884 Flüchtlingskinder unter 13 Jahren gelten in Deutschland offiziell als vermisst. Keiner weiß, wo sie sind und ob es ihnen gut geht. Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht eine Bedrohung durch kriminelle Netzwerke und fordert eine intensive Fahndung.
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) werden derzeit insgesamt etwa 7.000 Kinder in Deutschland vermisst. Davon sind rund 3.000 Kinder und Jugendliche, die als unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Davon wiederum gelten 884 Kinder unter 13 Jahren als vermisst. Das schreibt die Osnabrücker Zeitung unter Berufung auf BKA-Informationen. An dieser Zahl hat sich seit Sommer 2015 kaum etwas verändert, sagt unsere Reporterin Stephanie Gebert. Wo die Kinder sind, ist nicht bekannt.
"Von 3.000 Kindern und Jugendlichen, die zu uns nach Deutschland geflohen sind, ist nicht bekannt, wo sie sind. Und davon wiederum gelten im Moment 884 Kinder unter 13 Jahren als vermisst."
Über den Verbleib der Vermissten gibt es nur Vermutungen. Die zuständigen Behörden wissen zu wenig, um zuverlässige Aussagen machen zu können, so Stephanie Gebert. Ein Teil der Kinder und Jugendlichen könnte Deutschland nur als Zwischenstopp für die eigene Flucht genutzt haben. Sie könnten von Deutschland aus zu Verwandten oder Freunden in anderen europäischen Ländern weitergereist sein.
Möglich ist auch, dass die Kinder und Jugendlichen mehrfach, unter verschiedenen Namen registriert wurden. Das müsse nicht aus Absicht passiert sein, so unsere Reporterin. Auch Übersetzungsschwierigkeiten können der Grund dafür sein. Im Sommer 2015 und in der Zeit danach, als sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, ging es in den Meldezentren oft sehr chaotisch zu.
Minderjährige Flüchtlinge: Leichte Opfer für Kriminelle
Das Deutsche Kinderhilfswerk fürchtet aber auch Schlimmeres: Die Kinder seien leichte Beute für Kriminelle. Zwar gebe es keine zuverlässigen Zahlen, aber immer wieder Berichte von Minderjährigen, die erzählen, wie sie als Drogenkuriere eingesetzt oder auch sexuell missbraucht wurden, so unsere Reporterin.
"Es gibt Fälle, in denen Kinder zum Beispiel als Drogenkuriere missbraucht wurden, weil sie noch nicht strafmündig sind. Oder aber sie werden sexuell missbraucht und auf den Strich geschickt."
Um die Aufklärungsquote zu verbessern, fordert das Kinderhilfswerk eine intensive Fahndung nach den Vermissten und eine Verbesserung grenzübergreifender und nationaler Kinderschutzsysteme - zum Beispiel durch ein zentrales, europaweites Erfassungssystem. Außerdem wollen sie, dass die Schutzsysteme in jedem einzelnen Land verbessert werden, um die Kinder besser im Blick zu haben und um ihr Verschwinden zu verhindern, sagt Stephanie Gebert.
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