Manchmal müsste der Tag 25 Stunden haben, um alles zu schaffen. Ein kleiner Trost: In 250 Millionen Jahre ist es soweit. Wir haben das mal durchgespielt.
Zwei Astronomen aus den USA haben ausgerechnet, dass die Erdrotation sich verlangsamt. Dadurch werden die Tage jedes Jahr um etwa ein 74-Tausendstel länger. Wir wollen die 250 Millionen Jahre nicht abwarten, träumen uns jetzt schon mal in greifbare Nähe eines 25-Stunden-Tages. Unser Reporter Christian Schmitt wollte herausfinden, was sich da für Möglichkeiten ergeben.
Vielleicht ein bisschen mehr Schlaf
Die Sache ist eindeutig. Ausnahmslos jede Person, die Christian auf dem Kölner Unicampus trifft, sagt: Wenn der Tag 25 Stunden hätte, würde ich die Zusatzstunde im Bett verbringen. Das muss aber nicht unbedingt gut sein, sagt Schlafforscher Dr. Lennart Knaack.
"Wir haben ein Schlafbedürfnis von sieben bis neun Stunden. Das würde sich wahrscheinlich bei einem eine Stunde länger andauernden Tag nicht wesentlich verändern - vielleicht um zehn fünfzehn Minuten, wenn wir uns etwas länger schlafen lassen."
Moment: Christian findet zehn, fünfzehn Minuten sind manchmal kriegsentscheidend, das würde bedeuten, dreimal öfter die Schlummertaste drücken!
Christian ist ganz beseelt davon, dass wenn er die Leute fragt, was ein 25-Stunden-Tag wohl bringen würde, alle von einer positiven Zusatzstunde ausgehen. Solche Annahmen lassen auf der Stirn von Matthias Hasberg den Angstschweiß perlen. Als Sprecher der Stadt Leipzig malt er sich aus, was das für eine Stadt bedeuten würde.
"Die Leute würden zum Beispiel eine Stunde länger im Park sitzen. Eine Stunde länger im Park grillen, aber auch eine Stunde länger ihren Müll nicht in die Mülltonne werfen, sondern irgendwo auf dem Rasen liegen lassen. Das würde dann Kosten nach sich ziehen."
Die Menschen würden eine Stunde länger Strom und Wasser verbrauchen, eine Stunde länger Bus und Bahn fahren, das wird teuer. Deshalb ist der Stadtsprecher einer, der uns nur ungern täglich eine Stunde herumlümmeln sehen möchte.
Keine große Sache für die Astronomin
Susanne Hüttemeister ist Astronomin an der Ruhr-Universität und Chefin des Planetariums in Bochum. Sie rechnet vor, dass sich im Gesamtgefüge gar nicht so viel ändern wird.
"Das Jahr definiert sich so, dass die Erde einmal um die Sonne läuft und wieder an derselben Stelle angekommen ist."
Drei hin, vier im Sinn, all diese Stunden werden einfach anders verteilt, weil die Zeit, die vergeht, gleich bleibt. 365 durch 25 und stellen fest: Oh! Das Jahr hat nur noch 350 Tage! Und dadurch gleicht sich alles aus!
Das heißt: Die Tage sind zwar länger, das Jahr wird aber dadurch kürzer. Also können wir entspannt Wasser und Energie verbrauchen, auch mehr Müll pro Tag produzieren, dafür eben seltener pro Jahr. Matthias Hasberg von der Stadt Leipzig braucht sich somit keine Sorgen zu machen.
"Ich habe eben gegooglet. Wissen Sie, wer am tollsten drunter zu leiden hätte? Anbieter von Zeitmanagementkursen: Weil tatsächlich niemand mehr Zeitnot hat. Ich kriege alles plötzlich unter. Diese eine Stunde, die mir jeden Tag fehlt, die hätte ich ja plötzlich."
Die Forscher sprechen davon, dass erst in 250 Millionen Jahren der 25-Stunden-Tag kommen würde. Bis es soweit ist, sagt Astronomin Susanne Hüttemeister, werden wir uns sowieso nicht mehr mit dem Problem befassen müssen, meint Christian, weil es uns Menschen dann nämlich nicht mehr gibt.
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