• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

In Mexiko wurden beim Bau eines Flughafens über 200 Mammut-Skelette gefunden, die geborgen und erforscht werden sollen. Wow! Oder auch: Was bringt es denn, 200 Skelette zu untersuchen? Viel, sagt der Paläontologe Kai Jäger. Vor allem die Unterschiede können aufschlussreich sein.

Auf ihren neuen Flughafen muss die mexikanische Stadt Santa Lucia wohl noch etwas warten. Bei den Bauarbeiten wurden 2019 nämlich Mammutknochen gefunden. Mittlerweile sind die Skelette von mehr als 200 Tieren freigelegt, und es könnten noch mehr sein, vermuten Forscher.

"Solch große Funde von so vielen Tieren auf einmal sind natürlich sehr selten", sagt der Bonner Paläontologe Kai Jäger. Die Freude über das Mammut-Mammutgrab ist also groß. Jetzt muss der Fund erst mal geborgen werden, damit der Flughafenbetreiber weiterbauen kann, dann kommt die wissenschaftliche Aufarbeitung.

Riesiger Mammut-Fund in Mexiko

In der Regel wird nach dem Bergen jedes Skelett sorgfältig untersucht. "Allerdings dauert es natürlich mitunter lange, bis alle Funde auch wirklich bearbeitet werden", sagt Kai Jäger. Das hängt von den Kapazitäten ab und kann sich teils Jahre ziehen.

"Es kommt nicht selten vor, dass Funde erst einmal geborgen werden, aber es dann viele Jahre dauert, bis sie alle bearbeitet werden."
Kai Jäger, Paläontologe
Am Fundort von über 200 Mammut-Skeletten in Mexiko: Vorne im Bild liegen mächtig große Knochen, hinten im Bild stehen Spezialisten mit Helm und Westen bekleidet (27.08.2020)
© Imago Images I Agencia EFE
Arbeit ohne Ende: In Santa Lucia wurden über 200 Mammut-Skelette gefunden.

Welche Erkenntnisse können so viele Mammuts aber überhaupt bringen? Kann das 198. Skelett noch mehr verraten als das 98.? Es geht da wirklich nicht nur um Sammelleidenschaft, sagt Kai Jäger. Es gebe gute wissenschaftliche Gründe, dass auch bei solch einem großen Fund jedes Tier untersucht werde. Gerade die Vielzahl kann besonderen Aufschluss bieten, so der Paläontologe: "Wenn ich viele Skelette habe, gerade von einer Population, dann kann man ganz andere Fragestellungen beantworten."

"Natürlich gehört als Paläontologe auch immer eine Sammelleidenschaft dazu, wenn man Fossilien findet. Aber es steht auch ein wissenschaftlicher Hintergrund dahinter."
Kai Jäger, Paläontologe

Durch die Vergleichsmöglichkeiten werden mehr Aussagen möglich. Zum Beispiel können die Forschenden genauer untersuchen, wie die Größen innerhalb der Gruppe verteilt waren. Auch lassen sich eher Geschlechter unterscheiden, Schwangerschaften oder auch Verletzungen der Tiere erkennen. Und: "Man kann mehr in die Lebensweise der Tiere schauen", sagt Kai Jäger. Das sei durch einen einzelnen Fund so nicht möglich.

Bei den nun gefundenen Mammuts in Mexiko ist noch unklar, ob es sich um eine Population handelt. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, lassen sich mehr Antworten finden als bei einem Einzelfund, so der Paläontologe.

Platzproblem: Wo sollen all die Skelette hin?

Zunächst geht es aber ums Freilegen, Bergen und Untersuchen. Eine wichtige Frage dabei: Wohin mit all den Mammuts? In der Regel landeten solche Funde in den Sammlungen naturhistorischer Museen, so Kai Jäger. Aber die haben natürlich auch nicht unendlich viel Platz.

Bei solch einem großen Fund ist es normalerweise denkbar, dass ein Museum direkt an der Fundstelle errichtet wird – "Das ist in diesem Fall aber nicht möglich, wenn ein Flughafen gebaut werden soll", so Kai Jäger. Die vielen Mammuts brauchen also auch noch eine neue Ruhestätte.

Shownotes
Archäologischer Sensationsfund
Mammutgrab: 200 Skelette - und jedes einzelne interessant
vom 08. September 2020
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Kai Jäger, Paläontologe, Universität Bonn