Auch wenn in den Straßen Bagdads kaum noch Spuren des Kriegs sichtbar sind, so spürt die Jugend 20 Jahre nach Beginn des Irakkriegs am 20. März 2003 die Folgen: hohe Arbeitslosigkeit, keine Perspektiven. Alkohol- und Drogenmissbrauch sind weit verbreitet.
Anlass für den damaligen US-Präsidenten George W. Bush am 20. März 2003 mit der "Koalition der Willigen" im Irak einzumarschieren, waren Geheimdienstinformationen über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak. Diese Waffen wurden nie gefunden. Erst 2011 zogen die US-amerikanischen Truppen ab. Folgen der Invasion bis heute:
- jahrelanger Bürgerkrieg
- instabile politische Verhältnisse
- Korruption
- hohe Arbeitslosigkeit
"Man merkt überall die Folgen: Korruption ist weit verbreitet. Jeder dritte Jugendliche hat keine Arbeit, Drogen- und Alkoholmissbrauch sind überall im Irak ziemlich hoch. Viele junge Leute sehen nicht so richtig eine Perspektive für die Zukunft und sind ziemlich frustriert."
Mehrere Hunderttausend sind Schätzungen zufolge in den Kriegsjahren und danach getötet worden. Mit Auswirkungen auf die Bevölkerung: Mehr als die Hälfte ist unter 25 Jahre alt. Ihren Frust hat die junge Bevölkerung bei Protesten 2019 auf die Straße getragen, die blutig niedergeschlagen wurden. Laut unseres Korrespondenten Tilo Spanhel sind dabei 800 Menschen gestorben.
Frust und Perspektivlosigkeit in der irakischen Jugend weit verbreitet
Heute würden sie nicht mehr laut protestieren, beschreibt Tilo Spanhel die Lage im Irak. Diejenigen, die finanziell etwas besser dastehen, würden versuchen, ihre Lage beispielsweise mit der Gründung von Start-ups zu verbessern. "Sie sind vorsichtig optimistisch", sagt Tilo Spanhel. Das sei aber nur ein kleiner Teil der Gesellschaft. Der Großteil der jungen Bevölkerung, selbst wenn er gut ausgebildet sei, putze Autos oder brate Falafel und mache "nicht das, was sie eigentlich machen wollen".
Schlimmste Dürre seit 40 Jahren
Hinzu kommt, dass der Irak eines der Länder ist, die derzeit am meisten vom Klimawandel betroffen sind. Aktuell herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Neben Lebensmittelengpässen als eine Folge der Dürre werde das Leben im Sommer nahezu unerträglich. Extrem heiße Temperaturen über 50 Grad belasten die Gesundheit, so unser Korrespondent.
"Die Temperaturen steigen hier teilweise über 50 Grad im Sommer. Es ist wie in einem Backofen und kaum auszuhalten."
Die Stromversorgung im Irak sei nicht stabil, wenn dann bei solchen Temperaturen mehrfach der Strom und somit Klimaanlagen ausfallen, werde es richtig hart, beschreibt Tilo Spanhel die Hitze.