Seit zwanzig Jahren fliegt die ISS auf einer Höhe von 500 Kilometern um unsere Erde – 15 Mal am Tag. Die International Space Station (ISS) ist seit dem Jahr 2000 bewohnt. Aktuell leben dort drei Menschen, darunter auch der deutsche Alexander Gerst. Zeit zu fragen, ob und warum die ISS eigentlich wichtig für uns ist, und welche Rolle sie in der Zukunft spielen wird. Astrophysiker und Journalist Dirk Lorenzen hat Antworten auf diese Fragen.
Rund 150 Milliarden Dollar hat die ISS in den vergangenen 20 Jahren gekostet. Geld, das bestimmt auch gut auf der Erde eingesetzt werden könnte, denkt sich vielleicht die ein oder andere. Dirk Lorenzen hat allerdings ein paar Argumente dafür, warum das Geld in der ISS eine gute Investition war.
ISS ist kein reines Forschungslabor – hat aber Symbolcharakter
Es sei zwar vermessen, die ISS als reines Forschungslabor zu bezeichnen, auf der Raumstation werde auf aber jeden Fall auch geforscht. Dirk Lorenzen erklärt, dass Flugzeugturbinen verbessert wurden – auf der Basis von Experimenten im All. Wissenschaftler konnten außerdem viele Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich der Aufenthalt in der Schwerelosigkeit auf Menschen auswirkt. Wie lange kann der Mensch sich im All aufhalten? Was muss beachtet werden? Diese Fragen werden umso wichtiger, wenn es um Pläne geht, irgendwann zum Mars zu reisen.
"Wer uns die ISS rein als Forschungslabor verkauft, der verkauft uns eine Mogelpackung."
Die 150 Milliarden Euro lassen sich jedoch nicht alleine mit dieser Forschung rechtfertigen, sagt Dirk Lorenzen. Er sieht einen weiteren Aspekt darin, dass für viele Menschen der Kosmos eine große Faszination habe. Die Neugierde, Grenzen zu überwinden und unerforschte Gebiete zu erkunden – auch dafür stehe die ISS. Selbst, wenn sie nur die Erde umkreise.
"Man sieht jeweils bei allen Krisen auf der Erde: Dort oben im All funktioniert seit 20 Jahren die Zusammenarbeit perfekt. Das ist etwas, das man von der ISS lernen kann und im Idealfall auf die Erde übertragen sollte."
Außerdem habe die ISS auch Symbolcharakter für die Politik: Ob Russen, Amerikaner, Europäer, Kanadier oder Japaner – viele verschiedene Nationen arbeiten dort Hand in Hand. Das tun sie seit fast zwanzig Jahren, egal welche Auseinandersetzungen es zwischen den Staaten auf der Erde gibt.
In Zukunft geht der Blick Richtung Mond
Es ist sehr aufwendig, die ISS in Stand zu halten und eine ISS 2 wird es wohl nicht geben, sagt Dirk Lorenzen. Auch private Anbieter wie SpaceX von Elon Musk sieht er aktuell nicht als Lückenfüller in diesem Bereich. Denn gerade SpaceX ist von der ISS abhängig: Das Unternehmen hat milliardenschwere Aufträge von der Nasa – es soll Material zur Raumstation befördern. Doch auch Elon Musks Ankündigung, bald Menschen ins All zu bringen, bleibt bisher nur eine Ankündigung. Dirk Lorenzen vermutet, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis es soweit ist.
Gleichzeitig stehen auch schon neue, große Projekte an. Die großen Raumfahrtorganisationen richten ihren Blick eher auf den Mond: Es gibt inzwischen die Idee eine Art Raumstation auf dem Mond einzurichten, um von dort aus den Weltraum weiter zu erforschen.
"Das ist etwas, wo man sagt: Dieses Zusammenarbeiten, das muss man dann aus der Erdumlaufbahn Richtung Mond schieben."
Auch bei dieser Idee wollen die Raumfahrtorganisationen wieder international zusammenarbeiten. Eine Idee ist es dann auch zur Raumstation auf dem Mond zu fliegen, um von dort aus weiter zum Mars aufzubrechen.
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