Im März 1920 versuchen Freikorpssoldaten einen Umsturzversuch gegen die junge Weimarer Republik. Der Putsch endet mit einem Generalstreik, der vor allem im Ruhrgebiet große Wirkung entfaltet. Hier ist die Stahlschmiede der Republik.
Der Erste Weltkrieg ist gerade ein paar Monate her, als rechtsgerichtete Militärs, republikfeindliche Angehörige von Freikorps und ein höherer Verwaltungsbeamter gegen die junge Weimarer Republik einen Umsturzversuch organisieren – den Kapp-Putsch.
Dieser Umsturzversuch wird nach dem Beamten Wolfgang Kapp benannt. Der Putsch beginnt in Berlin und endet mit einem Generalstreik, der vor allem im Ruhrgebiet große Wirkung entfaltet. Denn hier ist die Stahlschmiede der Republik und die Auswirkungen eines Streiks sind in der gesamten Republik zu spüren.

Nicht zum letzten Mal steht das Ruhrgebiet mitten in einer entscheidenden Auseinandersetzung für die gesamte Republik. Als drei Jahre später die alliierte Reparationskommission feststellt, dass Deutschland seinen im Versailler Friedensvertrag festgelegten Reparationsleistungen nicht in vollem Umfang nachkommt, beginnt Anfang 1923 die Ruhrbesetzung durch Militärs aus Belgien und Frankreich.
Ein Generalstreik im Ruhrgebiet hat einschägige Wirkung
Wieder reagiert das Land mit einem Generalstreik, der sämtliche Aktivitäten sowohl der Einheimischen als auch der Besatzer lahmlegt. Als die Regierung sich entschließt, sowohl den Lohnausfall der Arbeiter als auch den entgangenen Gewinn der Unternehmen auszugleichen, löst das eine schwindelerregende Inflation aus, die erst im September 1923 von der Regierung unter Gustav Stresemann beendet – durch die Aufgabe des Widerstands gegen die Ruhrbesetzung und durch eine Währungsreform.
Nach dem Zweiten Weltkrieg steht das Ruhrgebiet schon wieder im Mittelpunkt des Interesses. Der Grund: Als Stahl- und Kohlereservoir hatte es maßgeblich zu Hitlers Kriegsmaschinerie beigetragen. Deshalb wollten die alliierten Sieger des Krieges die Stahl- und Kohleproduktion im Ruhrpott unter ihre Kontrolle bringen.
Die Gründung der Montanunion
Gleichzeitig sollte die Stahlproduktion der Bundesrepublik, Italiens, Belgiens, Frankreichs, der Niederlande und Luxemburgs für die Mitgliedsländer zollfrei zugänglich sein. Mit der Gründung der "Hohen Behörde", die die Produktion von Kohle und Stahl überwachte, war eine supranationale Organisation ins Leben gerufen. Die Montanunion war der Vorläufer der "Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft", die 1957 von den Ländern der Montanunion in Rom gegründet wurde.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Paderborner Historiker Rainer Pöppinghege erläutert die Hintergründe des Kapp-Putsches und die Situation des Ruhrgebiets im Jahr 1920.
- Der "Ruhrpott"-Autor Werner Boschmann schildert, wie die Menschen im Ruhrgebiet den "Ruhrkampf" 1923 gegen die französisch-belgische Besetzung erlebt haben.
- Der Vorstand der Stiftung Zollverein Heinrich Grütter zeigt auf, wie der Transformationsprozess im Ruhrgebiet vonstatten geht und wie sich nicht allein die Zeche Zollverein in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
- Der Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld beschreibt den Beginn der Weimarer Republik und die Verschwörungserzählungen, die den Neubeginn nach dem Ersten Weltkrieg erschwerten.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Luisa Filip erinnert an die Straßenkämpfe in einem Essener Vorort in jener Zeit und die Verzweiflung der Soldaten.
- Matthias von Hellfeld
- Beitrag von Luisa Filip
- Rainer Pöppinghege
- Werner Boschmann
- Heinrich Grütter
- Tipp: Eine Stunde History live - neue Termine!