Änderung der FußballregelnWeniger Rituale, mehr Fußball
Weniger Handspiel im Fußball und Mindestabstand in der Mauer: Im Fußball gelten von Juni an neue Regeln. Ein Schiriausbilder sagt, was er davon hält.
Am ersten Juni 2019 treten neue Fußballregeln in Kraft. Darum kümmert sich das International Football Association Board (IFAB) – gegründet 1882. Eine Übersicht der gesamten Regeländerungen hat das Board bereits veröffentlicht. Die Organisation trifft sich einmal im Jahr und hat ihren Sitz in Zürich. Wir dokumentieren hier einen Teil der neuen Regeln und haben über die Änderungen mit dem Schiedsrichterausbilder und Publizisten Alexander Feuerherdt gesprochen.
⦿ Zügiger Spielerwechsel
Ade, gefühltes Zeitspiel: Spieler haben das Feld an der nächstgelegenen Auslinie zu verlassen. Folge: zügigere Fortsetzung.
"Meine Topänderung ist vielleicht, dass Spieler jetzt den Platz möglichst schnell verlassen sollen. Das wird uns einige Rituale ersparen."
⦿ Schiri im Spiel
Lenkt ein Referee den Ball derart ab, dass der Ballbesitz wechselt, ein viel versprechender Angriff beginnt oder gar der Ball im Tor liegt, wird mit Schiedsrichterball fortgesetzt.
"Auch eine sehr schöne Änderung ist, dass der Schiedsrichter nicht mehr durchwegs Luft ist, wenn er angeschossen wird und danach der Ballbesitz wechselt. Da gibt es einen Schiedsrichterballbesitz."
Der Schiedsrichterball in seiner altbekannten Form entfällt. Es erhält die Mannschaft den Ball, die ihn zuletzt berührt hat. Innerhalb des Strafraums erhält der Torhüter den Ball. Gegenspieler müssen vier Meter Abstand halten.
⦿ Torhüter beim Elfmeter
Im Moment der Ausführung muss der Torwart mit mindestens einem Fuß Kontakt zur Torlinie haben, nicht mit beiden. Der Torhüter darf sich beim Elfmeter nicht an den Pfosten lehnen oder an die Latte hängen, denn diese darf er nicht berühren.
⦿ Hand im Spiel
- Kein Offensivtor darf mit der Hand oder dem Arm erzielt werden, auch nicht unabsichtlich. Das gilt auch für die Vorbereitung eines Tores oder einer Torchance: Der Schiri muss unabhängig von der Absicht abpfeifen.
- Die unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche wird in den Regeltext aufgenommen, bleibt aber im Ermessen des Schiedsrichters. Hält ein Spieler die Arme über Schulterhöhe, geht er ein Risiko ein und wird entsprechend bestraft, ebenso bei einer Grätsche.
- Wird der Ball unmittelbar vorher abgefälscht, so dass keine ausreichende Reaktionszeit gegeben ist, ist ein Handspiel nicht zu bestrafen. Die Regeln 1. und 2. gehen allerdings vor. Stützt sich ein Spieler im Fallen auf dem Boden, wird er nicht bestraft.
⦿ Ruhe in der Mauer
Keine Rangeleien, kein Auf-die-Füße-treten in der Mauer mehr: Stellt die verteidigende Mannschaft eine Mauer aus drei oder mehr Spielern, muss fortan jeder Gegenspieler mindestens einen Meter Abstand halten. Bei Freistößen oder Abstößen im eigenen Strafraum ist der Ball nach Berührung sofort im Spiel. Er muss den Strafraum nicht verlassen.
"Auch eine schöne Regeländerung ist, dass auch Trainer und andere, die auf den Bänken sitzen, gelbe und rote Karten sehen können."
⦿ Strafen für Teamoffizielle
Künftig werden auch Teamoffiziellen Karten gezeigt. Gelb als Verwarnung, Rot zum Beispiel, wenn ein Trainer den Innenraum verlassen muss. Ist der Übeltäter nicht ausfindig zu machen, wird stattdessen der Trainer bestraft.
Eine Regel könnte für Alexander Feuerherdt eigentlich wegfallen. Wenn Spieler beim Jubeln ihr Trikot ausziehen, sehen sie Gelb. Diese Regel ist allerdings nur ein Kandidat für zukünftige Änderungen: Vorerst wird sie bleiben.
"Viele Schiedsrichter wünschen sich eigentlich, dass sie keine gelbe Karte mehr zeigen müssen, wenn ein Spieler beim Jubeln sein Trikot auszieht."