Zweiter WeltkriegWarum Hitler keine Atombombe hatte
Die USA und Nazi-Deutschland lieferten sich einen Wettlauf um die Bombe. So steht es in den Geschichtsbüchern. Diesen Wettlauf hat es nie gegeben, sagt der Kernphysiker Manfred Popp in seinem Vortrag. Denn die deutschen Wissenschaftler wussten einfach nicht, wie die Atombombe gebaut wird.
Während des zweiten Weltkriegs gelang es den Amerikanern, innerhalb weniger Jahre eine Atombombe zu bauen. Am 6. August 1945 warfen sie die Atombombe "Little Boy" auf Hiroshima ab, drei Tage später auf Nagasaki. 100.000 Menschen starben sofort bei den Explosionen, an Folgeschäden starben etliche weiter.
Hitler war es nicht gelungen, eine nukleare Waffe zu entwickeln. Warum? Die These von Manfred Popp: Die deutschen Wissenschaftler wussten einfach nicht, wie man so eine Bombe bauen konnte.
"Das deutsche Volk ist ja der kollektiven Verblödung unter Hitler erlegen, und das muss irgendwie auch auf die Physiker abgefärbt haben."
Die Mitglieder des "Uranvereins" waren bedeutende Wissenschaftler und Forscher wie beispielsweise Werner Heisenberg und Otto Hahn. Bisher glaubte man, sie seien prinzipiell im Stande gewesen, eine Atombombe zu entwickeln. Es fehlten ihnen nur die Mittel.
Wissenschaftler tappten bei Atombombenbau im Dunkeln
Doch es lag nicht an den Mitteln, sagt Manfred Popp. Er ist selbst Kernphysiker und war viele Jahre Vorstandsvorsitzender des Kernforschungszentrums Karlsruhe. Manfred Popp hat sich die Originaldokumente des "Uranvereins" genau angesehen und kommt zu dem Schluss: Heisenberg, Hahn und Co. tappten bei der Frage, wie eine Atombombe gebaut werden könnte, im Dunkeln.
"Haben die deutschen Wissenschaftler aus moralischen Gründen die Bombe für Hitler verhindert? Diese berühmte Frage ist eigentlich nicht zu beantworten."
Manfred Popp hat seinen Vortrag am 29. Oktober 2018 an der Freien Universität Berlin gehalten im Rahmen der Vorlesungsreihe "Zum Gedenken an Lise Meitner". Der Vortrag hat den Titel "Langsame oder schnelle Neutronen – Der Mythos der deutschen Atombombe".
Mehr zu Atomwaffen bei Deutschlandfunk Nova:
- Kalter Krieg: Entspannungspolitik: Worte gegen Waffen | Die Spannungen während des Kalten Krieges waren bedrohlich - die Nuklearwaffen-Arsenale riesig. Dass kein dritter Weltkrieg ausbrach, wird auch der Entspannungspolitik zugeschrieben: Mit diplomatischen Mitteln Eskalation verhindern.
- Weltweite Atomwaffenarsenale: Neun Länder - 4000 einsatzbereite Atomwaffen | Tausende Atomwaffen, verteilt auf neun Länder weltweit. Während manche Länder offen mit ihrem Nuklearwaffenarsenal umgehen, weiß man bei anderen nicht, wie viele es wirklich sind.
- Die Entdeckung der Kernspaltung | Am 6. Januar 1939 veröffentlichte der Chemiker Otto Hahn zum ersten Mal die Ergebnisse seiner Experimente zur Kernspaltung. Es war der Anfang des Atomzeitalters. Vorträge von Otto Hahn aus dem Jahr 1952 und von Werner Heisenberg aus dem Jahr 1955.