Arbeiten von ZuhauseZukunftsvision: Für immer im Homeoffice
Die Coronakrise könnte den Durchbruch für das Homeoffice bringen. Unternehmen aus den USA können sich das Modell als Dauerlösung vorstellen. Auch die Arbeitnehmer sind angetan, zeigt eine Umfrage. Doch sollten beim Blick in Richtung Zukunft gesundheitliche und soziale Aspekte nicht außer Acht gelassen werden.
Millionen Arbeitnehmer wechselten aufgrund der Coronakrise ins Homeoffice. Und das Modell scheint zu funktionieren – zumindest aus Sicht der Arbeitgeber. Das zeigt ein Beispiel aus den USA. Der Energieriese Halliburton kündigte an, mehr als 100 Einrichtungen zu schließen und die Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten zu lassen. Auch Siemens hat beschlossen, weltweit 140.000 Beschäftigte auch nach der Coronakrise zwei bis drei Tage pro Woche mobil arbeiten zu lassen.
Vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland kommt das entgegen, so zumindest eine Umfrage der Krankenversicherung DAK. Die meisten Leute mögen ihr Homeoffice, sagt der Vorstandsvorsitzende der DAK Andreas Storm. Bei der der Umfrage seien interessante Effekte feststgestellt worden:
- Die Arbeitszufriedenheit sei deutlich gestiegen.
- Die Arbeit könne besser über den Tag verteilt werden.
- Die Arbeitsatmosphäre werde als angenehmer empfunden.
Wenn die Work-Life-Balance steige, so Andreas Storm, dann dürfte mittelfristig mit einem niedrigeren Krankenstand zu rechnen sein.
"Wir dürften mittelfristig feststellen, dass der Krankenstand niedriger sein wird, wenn die Work-Life-Balance ansteigt."
Dafür sprechen die Zahlen der Umfrage: So gaben 56 Prozent der Befragten an, dass durch Homeoffice ihr Stresslevel sinkt. Der Anteil derer, die sich nie oder nur selten gestresst fühlen stieg von 48 auf 57 Prozent. Dazu kommt, dass das Homeoffice mehr Gelegenheit gibt, sich auch um die Familie zu kümmern.
Mehrheit befürwortet Homeoffice
Damit Homeoffice zu einem erfolgreichen Zukunftsmodell wird, gilt es noch ein paar Hürden zu nehmen. Eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Familienzeit-Phasen zu finden, falle manchen nicht leicht, so Andreas Storm. Vor allem in der Gruppe der 18- bis 27-Jährigen sagen 52 Prozent, das Homeoffice würde dazu verleiten, mehr zu arbeiten als zum Beispiel im Büro.
Trotzdem wünschen sich drei Viertel der Befragten, die Erfahrung mit dem Homeoffice gemacht haben, dass das Modell auch zukünftig eine größere Rolle spielt, so Andreas Storm.
Kein Entzücken für den Rücken
Im Homeoffice arbeiten, heißt auch viel sitzen. Möglicherweise noch mehr als im Büro. Denn fällt auch das bisschen Bewegung weg, die der Durchschnittsbüromensch durch den Arbeitsweg hat, dann ist die Zunahme von Rückenbeschwerden nicht unwahrscheinlich. Die Sitzkrankheit erzeuge viele Rückenprobleme, sagt der Yogalehrer Alexander Peters. Unser Körper sei dafür gemacht, täglich viele Kilometer laufen zu können, aber nicht dafür, acht oder zehn Stunden zu sitzen.
"Unser Körper ist dafür gemacht, dass wir jeden Tag viele Kilometer laufen können, aber nicht dafür, dass wir acht oder zehn Stunden sitzen."
Die Soziologin Jutta Allmendinger sieht in der Heimarbeit sogar immensen sozialen Sprengstoff. Wo es heute sogar im Sportverein oder in der Schule an Durchmischung fehle, sei der Arbeitsplatz einer der wenigen Orte, an dem unterschiedlich denkende Menschen zusammenkämen. Laufen sich Leute mit unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichem Bildungsgrad und unterschiedlichem Gehalt im Alltag noch weniger über den Weg, dann könnte das gegenseitige Verständnis in der Gesellschaft verloren gehen, warnt die Soziologin.