GlücksforschungLieber 10 Millionen Euro haben statt 100 Milliarden
Viele Menschen wären erstaunlich zurückhaltend, wenn sie die Höhe ihres Lottogewinns selbst bestimmen könnten. Ein Einblick in die jüngere Glücksforschung.
Die meisten Menschen würden sich für einen moderaten Betrag entscheiden, könnten sie die Höhe eines fiktiven Geldgewinns selbst bestimmen. Die Entscheidung für den höchsten möglichen Gewinn von 100 Milliarden Dollar trifft nur eine Minderheit.
Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Befragung von Forschenden der Bath Spa University in Großbritannien. Die Frage lautet wörtlich: We want you to consider how much money you would want in your absolutely ideal life? Die Psychologin Renata Bongiorno und ihr Kollege Paul G. Bain haben die Untersuchung durchgeführt. Als Bandbreite der möglichen Antworten haben sie 10.000 und 100 Milliarden US-Dollar gewählt.
Ausreichend Geld, weniger Sorgen
Tatsächlich ist Reichtum oder eben Wohlstand für ein ideales, glückliches Leben recht entscheidend, sagt Glücksforscherin Maike van den Boom mit Verweis auf eine ältere Untersuchung.
In dieser wurden Lottogewinnerinnen und -gewinner über 20 Jahre beobachtet und versucht, deren psychisches Wohlergehen zu messen. Sie führt das Ergebnis auf weniger Sorgen und möglicherweise auch auf einen Gewinn an Freiheit zurück, der mit dem Geld zusammengeht. Maike van den Boom sagt: "Geld hilft einem auch zum Glücklichsein."
"Die Menschen sind nach dem Lottogewinn zufriedener mit ihrem Leben. Das hat sich auch über die Jahre stabil gezeigt, weil du weniger Sorgen hast und vielleicht auch mehr Freiheit."
Darüber, wieviel Geld ein Mensch durchschnittlich braucht, hat sich Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Dahlmann Gedanken gemacht. Er geht von folgenden Werten aus:
- um Mitte 30 mit noch ungefähr 50 Jahren Lebenserwartung
- Ziel: monatlich 2500 Euro Netto
- Ergebnis: insgesamt werden etwa 1,5 Millionen Euro benötigt
Hat man dagegen zehn Millionen Euro, beträgt das monatliche Gehalt (ohne Berücksichtigung der Inflation) schon über 15.000 Euro. Und ist man damit jetzt noch glücklicher als mit 1,5 Millionen Euro?
Maike van den Boom sagt: Die Besitztümer im sozialen Umfeld, der Referenzgruppe, sind wichtig für das eigene Glücksempfinden.
"Wenn ich ein schöneres Auto habe als meine Referenzgruppe, bin ich erstmal glücklicher. Mein Nachbar kauft sich auch das schöne Auto. Dann bin ich wieder unglücklicher. Also Geld ist echt kompliziert."
Irgendwann sei ein Plateau erreicht, da verhelfe Geld weder zu mehr Glück noch zu größerer Zufriedenheit. Wenn Menschen so viel Geld haben, dann komme es vor allem darauf an, wofür es ausgegeben werde.
"Dass du das Geld nutzt, um Erfahrungen zu machen. Oder dass du es nutzt, um tatsächlich auch was für die Gemeinschaft zu tun. Das sind Dinge, die die Menschen ganz tief im Inneren glücklich machen."