Coach Wiebke GrimmigZu viel Empathie: Mit diesen Tipps grenzen wir uns ab
Wenn andere (emotionalen) Stress haben, fühlen viele von uns mit und möchten helfen. Doch zu viel Empathie ist schlecht für uns. Denn es kann passieren, dass wir uns in den Bedürfnissen der anderen Menschen verlieren. Unsere eigenen Gefühle und unseren eigenen Stress sehen wir dann aber viel zu spät. Wiebke Grimmig ist systemischer Coach und hat Tipps zur Abgrenzung.
"Es hat innerlich in mir immer einen Dialog gegeben. Von wegen: 'Der meint es nicht so.' Das habe ich über Empathie geregelt, anstatt meine Grenze zu setzen."
Früher fand Wiebke es toll, wenn Menschen ihr sagten, dass sie mit jedem auskomme, dass sie nie wütend werde und immer strahle wie ein Sonnenschein. Inzwischen weiß sie, dass sie oft Angst hatte, andere vor den Kopf zu stoßen, wenn ihr alles zu viel wurde.
Durch ihr Übermaß an Empathie verliert Wiebke die Verbindung zu sich selbst, wie sie erzählt. Sie ist mehr für die anderen Menschen da als für sich selbst. "Ich habe bei vielen mitgelitten und weniger mitgefühlt. Ich habe mich ein Stück weit zu sehr darauf eingelassen", sagt sie. Irgendwann ist Wiebke davon überfordert und holt sich Hilfe bei Coaches und Mentoren. Inzwischen gibt sie das, was sie gelernt hat, auch an andere weiter.
Zu empathisch: So setzen wir Grenzen
1. Sich das eigene Verhalten bewusst machen
Wiebke sagt, dass der Perspektivenwechsel auf Situationen ein wichtiges Instrument ist. Sie meint damit, dass wir uns selbst auch von außen beobachten sollten. "Für mich war es immer das beste Aha-Erlebnis in diesen Situationen zu sein und überhaupt erst mal zu merken, dass ich das gerade tue. Dass ich gerade jemanden emotional bediene, indem ich ihm mein Ohr sehr lange schenke ohne Stopp zu sagen", erklärt sie.
Gegenstände, wie etwa ein Schmuckstück, könnten dabei helfen, sich die eigenen Grenzen in Gesprächen immer wieder bewusst zu machen, so Wiebke. "Das war ein unglaublich befreiender Schritt, das in den Situationen zu bemerken", erinnert sich der Coach.
2. Über die eigenen Muster sprechen
Durch die Coachings lernt Wiebke mit Freund*innen über ihr zu viel an Empathie zu sprechen. "Ich habe beispielsweise gesagt: 'Du, ich übe mich gerade darin, dass ein bisschen anders zu machen, hast du Bock mitzumachen? Wollen wir da gemeinsam darauf achten?", sagt sie.
Für sie sei das der beste Weg gewesen. "Weil ich das Gefühl hatte, dass die Person mit mir im Boot ist und ich nicht alleine versuche, etwas zu verändern – und die andere Person weiß nichts davon", so Wiebke.
3. Zusammen mit dem Umfeld daran arbeiten
Die meisten Menschen hätten sich darauf eingelassen, erzählt Wiebke. "Wir haben versucht, das auf eine spaßige Art und Weise zu sehen. Es auch nicht allzu ernst zu nehmen. Und vor allem uns immer wieder darauf hinzuweisen, manchmal auch nur mit Gestik oder Mimik", so Wiebke.
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