Ursprung von Sars-CoV-2Zoologe Matthias Glaubrecht: Corona ist eher Zoonose als aus dem Labor
Sars-CoV-2 aus einem chinesischen Labor? Selbst wenn das stimmen würde, die eigentliche Gefahr bleibt die Übertragung vom Tier auf den Menschen, sagt der Zoologe Matthias Glaubrecht.
Die Frage nach dem Ursprung von Sars-CoV-2 sorgt für Streit zwischen den USA und China. Präsident Joe Biden hat die Geheimdienste um Aufklärung gebeten, was den Ursprung von Sars-CoV-2 angeht. Dabei soll explizit auch die sogenannte Labortheorie geprüft werden. Sie verdächtigt ein staatliches Labor im chinesischen Wuhan, Ursprung der Pandemie zu sein.
Das Wall Street Journal hat seit dem 26. Mai sieben Artikel zu dem Thema veröffentlicht. Ursprünglich bezieht sich die Zeitung auf nichtöffentliche Geheimdienstinformationen. Denen zufolge seien drei Mitarbeitende eines chinesischen Viruslabors die ersten mit Sars-CoV-2-Infiztierten überhaupt gewesen.
Hohe Wahrscheinlichkeit für eine Zoonose
Diese sogenannte Labortheorie gehe am grundsätzlichen Problem vorbei, sagt der Zoologe von der Universität Hamburg, Matthias Glaubrecht. Sehr wahrscheinlich sei Sars-CoV-2 vom Tier auf den Menschen übertragen worden – dieser Übertragungsweg nennt sich Zoonose.
Matthias Glaubrecht weist darauf hin, dass der Wissenschaftscommunity schon länger bekannt ist, dass der Erreger vor Dezember 2019 in China eine Schlummerphase hatte. Infizierte hat es also wohl schon vor diesem Zeitpunkt gegeben.
"Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um eine Zoonose handelt, also ein von Tieren auf den Menschen übergesprungene Erreger."
In der Natur gibt es grundsätzlich Viren, die auch immer wieder neu entstehen. Einige von ihnen gehen dann von Tieren auf den Menschen über. Genauso mutieren sie ständig, so der Zoologe.
Infolge der Globalisierung und der Eingriffe des Menschen in die Natur sei die Wahrscheinlichkeit von Pandemien, die vielleicht noch tödlicher verlaufen als die derzeitige, sehr groß.
Langwierige Suche nach dem Wirt
Um die tierische Herkunft von Sars-CoV-2 wirklich nachzuweisen, könnten allerdings noch Jahre vergehen, wenn es überhaupt gelinge. Proben der potentiellen Wildtierwirte müssten in China, Vietnam, Kambodscha, Laos und Myanmar gesammelt und dann analysiert werden.
Matthias Glaubrecht erklärt: " Es ist wirklich die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Wir müssen viele Tausende von Proben untersuchen, bis wir dem Ursprung dieses Virus möglichst nahekommen."