ZigarettenkonsumWie Länder Anreize schaffen, mit dem Rauchen aufzuhören

Nie wieder Zigaretten! Das sagen sich regelmäßig nicht nur viele Raucherinnen und Raucher – sondern inzwischen sogar ganze Länder. Vor allem Dänemark und Neuseeland planen strenge Regeln. Wir haben uns angeschaut, welche das sind - und was in Deutschland zu erwarten ist.

Ein Anreiz, sich endlich vom Qualmen loszusagen, können die Tabakpreise sein. Auch in Deutschland ist die Tabaksteuer in diesem Jahr gestiegen. In anderen Ländern wird aber sogar über ein Komplettverbot von Zigaretten nachgedacht – zumindest bis zu einem bestimmten Alter.

"Wachsendes" Mindestalter für Zigaretten

Ein Drittel der Menschen zwischen 15 und 29 in Dänemark raucht. Das sind vergleichsweise viele Menschen. Der Staat will diese Zahl senken. Die Idee, um das zu schaffen: Jede Person, die 2010 oder danach geboren ist, soll niemals Zigaretten oder andere Nikotinprodukte kaufen dürfen. Ein ähnlicher Plan soll in Neuseeland schon ab Ende 2022 gelten.

Auch in Deutschland kann man Zigaretten erst mit der Volljährigkeit kaufen. Neuseeland und Dänemark gehen aber noch weiter: Dort soll das Mindestalter für Zigaretten jedes Jahr um ein Jahr hochgesetzt werden. Das hieße: Am Anfang sind Zigaretten zum Beispiel ab 18 Jahren – aber zehn Jahre später dann schon ab 28. Und irgendwann ab 60 oder 70.

"In Neuseeland und Dänemark soll das Mindestalter für Zigaretten jedes Jahr um ein Jahr hochgesetzt werden."
Nik Pothoff, Deutschlandfunk Nova

Wer über dem Mindestalter liegt, darf in Neuseeland oder Dänemark zwar per Gesetz weiterrauchen. Aber auch diesen Menschen soll die Sucht zunehmend erschwert werden. Und zwar dadurch, dass die Tabakprodukte immer weniger Nikotin beinhalten dürfen und immer weniger Läden erlaubt werden soll, diese zu verkaufen.

Ab Anfang April 2022 sollen in Dänemark zudem E-Zigaretten mit bestimmten Geschmacksrichtungen verboten werden.

Zwei Drittel der Befragten in Dänemark fanden nach der Bekanntgabe der strengen Regeln gut, dass es sie geben soll. Vor allem in Neuseeland gibt es aber auch Kritik: Einige Organisationen sehen einen zu starken Eingriff in die Selbstbestimmtheit der Menschen. Statt Verboten werden von dieser Seite eher Aufklärungskampagnen gefordert. Höhere Preise würden dafür sorgen, dass Geringverdiener mit Tabaksucht mehr Geld ausgeben würden – oder nach Schmuggelware Ausschau halten.

Verbote vergrößern den Schwarzmarkt

Insgesamt rauchen zwar immer weniger Menschen, aber es ist unklar, ob das jetzt nur an den höheren Preisen oder auch an anderen Faktoren liegt, sagt Nik Pothoff von Deutschlandfunk Nova. Wie immer bei Verboten wird dadurch der Schwarzmarkt größer. Das merkt man zum Beispiel beim Thema Cannabis. Neuseeland hat auch schon zugegeben, dass der Tabak-Schwarzmarkt in den letzten Jahren rapide gewachsen sei.

Die Tabakindustrie selbst nimmt die immer stärkeren Kampagnen gegen das Rauchen natürlich zur Kenntnis. Deshalb versucht sie, aktiv gegenzulenken und sich selbst quasi als Speerspitze der Bewegung gegen Zigaretten zu instrumentalisieren. Das sieht in der Regel so aus, dass sich die Unternehmenskommunikation zwar von Zigaretten wegbewegt – aber gleichzeitig hin zu anderen Tabakprodukten wie E-Zigaretten.

"Die Tabakindustrie versucht, sich als Speerspitze der Anti-Zigaretten-Bewegung zu instrumentalisieren: weg von Zigaretten – hin zu anderen Tabakprodukten wie E-Zigaretten."
Nik Pothoff, Deutschlandfunk Nova

Eines der größten Unternehmen, Philipp Morris, will bis 2025 zum Beispiel 50 Prozent seines Umsatzes mit solchen Produkten erzielen. E-Zigaretten sind laut einer ersten Langzeitstudie der Uni California zwar angeblich nicht so schädlich wie Zigaretten. Die Studie macht aber auch sehr klar, dass sie eben nicht "die gesunde Rauchalternative" sind, wie das die Unternehmen gerne vermarkten.

Das Risiko für Atemwegserkrankungen ist immer noch stark erhöht im Vergleich zu Nichtrauchern. Und auch E-Zigaretten machen weiterhin süchtig. Deshalb hat Dänemark angekündigt, auch bei E-Zigaretten kontinuierlich das Mindestalter erhöhen zu wollen und sie auch so teuer zu machen wie normale Zigaretten.

Wieder mehr Raucher:innen in Deutschland

In Deutschland wird verhältnismäßig viel geraucht. Auch hier sind die Zahlen in den letzten Jahrzehnten zwar insgesamt stark gesunken – gerade bei Menschen bis 25. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich der Anteil der Raucherinnen und Raucher aber wieder erhöht: Laut einer Studie liegt er derzeit insgesamt wieder bei 31 Prozent, das heißt: Fast jeder dritte Deutsche raucht. Vor einem Jahr waren es 27 Prozent.

"Seit Beginn der Pandemie hat sich der Anteil der Raucherinnen und Raucher in Deutschland wieder erhöht: 31 Prozent, also fast jeder dritte Deutsche raucht."
Nik Pothoff, Deutschlandfunk Nova

In Deutschland sind Zigaretten noch ziemlich günstig. Im Vergleich zu Dänemark oder Neuseeland wird bei uns weniger gemacht, sagt Nik Pothoff. Aber auch nicht nichts: 2021 ist das Werbeverbot für Tabak in Kraft getreten. Und seit 2022 gibt es das Tabaksteuermodernisierungsgesetz (TabStMoG): Die Tabaksteuer für quasi alle Produkte – ob Zigaretten, Wasserpfeife oder Liquids – erhöht sich. Und die Zigarettenpackungen werden nun jedes Jahr um 10 bis 15 Cent teurer.