Zeugenschutzprogramm"Das hat mein Leben zerstört"
Milan Martens hat sich dem Zeugenschutzprogramm anvertraut und gegen Täter ausgesagt, die 10.000 Euro auf seinen Kopf ausgesetzt hatten. Das Schutzprogramm hat sein Leben geschützt, ihm eine neue Identität verschafft, einen neuen Job. Doch das Leben, das er hatte, haben die Zeugenschützer gründlich zerstört. Nur darüber, was sie ihm versprochen hatten und nicht eingehalten haben, darf Milan nicht sprechen.
"Milan darf nicht einmal mit seinem Anwalt über das Programm reden. Er gibt also jede Möglichkeit auf rechtlichen Beistand ab. Dass diese Klausel klar verfassungswidrig ist, wissen viele der Zeugen nicht."
Für DRadio-Wissen-Reporterin Lena Niethammer war Milan der schwierigste Protagonist, den sie bislang kennenlernte. Weil Milan durch das Erlebte stark traumatisiert ist, war es ihm kaum möglich, sich länger zu konzentrieren. Mehrmals sei er während Interviews nach 20 Minuten einfach wortlos aufgestanden, gegangen und nicht wiedergekommen. Die Mitarbeiter des Zeugenschutzprogramms haben von den Interviews erfahren und mit Milan gesprochen. Danach wollte er mit Lena überhaupt keine Interviews mehr führen. Einen Monat hat es gedauert, bis er wieder Vertrauen zu ihr fasste.
Mehr über Milan Martens:
- Schlechtes Versteck | Reportage Lena Niethammers über Milan Martens auf sueddeutsche.de