Zero-Covid-InitiativeDer Ruf nach einem solidarischen Shutdown
Einmal alles dichtmachen – so lautet die Forderung der Initiative von Zero Covid. Das soll aber den Unterstützenden zufolge nicht durch Ausgangssperren erreicht werden, sondern indem die Wirtschaft komplett runtergefahren wird. Denn Menschen, die kein Homeoffice machen können, so der Vorwurf, setzen in der Coronazeit für Jobs ihr Leben aufs Spiel.
Es ist eine der aufsehenerregendsten Aktionen der Zero-Covid-Initiative: So viele Menschen wie möglich sollen Protestmails an die Bundeskanzlerin Angela Merkel schicken, um einen radikalen Shutdown zu fordern. Außerdem hat die Initiative am Montag (22.03.2021), an dem Tag, an dem die Länder und der Bund in Berlin über den weiteren (Teil-)Lockdown debattieren, vor dem Kanzleramt ihre Forderung bekräftigt: eine Notbremse für die Wirtschaft. Rund drei Wochen lang solle alles, was nicht lebensnotwendig sei, dichtgemacht werden.
Forderung nach einer Kehrtwende in der Coronapolitik
Unter den Unterstützenden von Zero Covid sind Vertreter und Vertreterinnen verschiedenster Branchen: Menschen aus dem Medizinbereich, Freischaffende, Lehrende und Klimaaktivisten. Zu den insgesamt 200 Personen gehört auch Gizem Fesli. Sie ist stellvertretende Kreisvorsitzende bei der Linken in Nürnberg und eine der Sprecherinnen von Zero Covid. Die Idee: Bleiben alle für drei bis sechs Wochen konsequent zu Hause, sinken die Infektionszahlen und auch die Verbreitung der Mutanten wird begrenzt.
"Wir fordern eine solidarische Arbeitspause von bis zu sechs Wochen, um hoffentlich alle Infektionsherde einzudämmen."
Möglich machen soll das ein solidarischer Shutdown, der durch Vermögensabgaben beziehungsweise höhere Steuern finanziert wird. Denn während sich die einen tagtäglich bis zu neun Stunden in Firmen und Fabriken dem Corona-Risiko aussetzen, machten viele Unternehmen trotz Krise Profit.
"Wir fordern, dass Milliardäre und Milliardärinnen der deutschen Bevölkerung aus der Krise helfen."
Stand jetzt habe die Regierung rein nach kapitalistischer Logik agiert und die Interessen von Unternehmen und Einzelhändlern vertreten, so die Kritik der Initiative. Natürlich, so Gizem Fesli, müsse der Staat Unternehmerinnen und Unternehmern, die von der Existenz bedroht seien, unter die Arme greifen. Genauso müssten aber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschützt werden, was bis jetzt nicht geschehen sei.
"Menschen setzen täglich auf der Arbeit oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln ihr Leben aufs Spiel."
Der Arbeitsplatz als Problem bei der Covid-Bekämpfung
Für Gizem Fesli steht fest, dass der Arbeitsplatz einer der Hauptinfektionsherde sei. Dafür verweist sie auf Corona-Ausbrüche beim Schlachthof Tönnies bei Gütersloh im Sommer 2020, infolgedessen 2.000 Menschen positiv auf Corona getestet worden waren.
Laut Gizem Fesli werde auf private Kontakte bereits seit Längerem verzichtet. Nun müsse auch die Wirtschaft ihren Beitrag leisten. Eine Ausgangssperre bringe da nichts, denn die gelte zum Beispiel in Nürnberg von etwa 21 oder 22 Uhr bis fünf Uhr morgens. In dieser Zeit kämen Menschen gerade ohnehin nicht zusammen. Außer, so Gizem Fesli, Schichtarbeitende, die genau dann unterwegs seien.