YoutubeMit Datteln gegen Islamophobie
Was machen Muslime, wenn sie finden, dass im Netz zu viel Muslim-Hetze zu finden ist? Sie gründen einen Youtube-Kanal und bekämpfen die Hetzer mit Comedy.
Die "Datteltäter" sind fünf Leute aus Berlin und Bielefeld: Marcel, Fiete, Younes, Nemi und Farah. Vier Muslime und ein Christ, vier Männer und eine Frau – alle in Deutschland aufgewachsen und zu Hause. Offiziell gingen sie am 10. Juli an den Start. Sie wollen einen muslimischen Satire-Youtube-Kanal aufbauen – das Netz soll nicht an die Salafisten verloren gehen, sagen sie.
"Newcomer des Jahres"
Angefangen haben sie mit dem "i,Slam", einem muslimischen Poetry Slam. Inzwischen hat ihr erfolgreichstes Video als "Datteltäter" über 100.000 Klicks. Kürzlich wurden sie beim Webvideo-Preis als "Newcomer des Jahres" ausgezeichnet.
Younes Al-Amayra ist Islamwissenschaftler und arbeitet in einer Einrichtung mit muslimischen Jugendlichen, die sich radikalisiert haben. Er ist der Macher der Videos: Younes schreibt aus den Ideen Drehbücher und führt Regie.
"Viele denken: Muslime können nicht lachen. Wir sind da anders."
Younes sieht sich und die "Datteltäter" als Video-Aktivisten, Künster und Satiriker. Sie wollen eine eigenständige Stimme innerhalb der islamischen Community sein, sagt er. Ihre Videos werden teilweise auch in Schulen eingesetzt – zur Aufklärung und wenn es thematisch um die Flüchtlingspolitik geht. Was die "Datteltäter" machen, scheint anzukommen: Es gebe viele Anfragen für Kooperationen. Leider aber auch Anfeindungen.
"Wir wünschen uns, dass es Nachahmer gibt, die etwas Ähnliches machen wie wir."
Bald wollen die Satiriker wöchentlich mindestens ein Video veröffentlichen. Es sind neue Folgen geplant unter anderem über gelungene Integration und latenten Rassismus.
Selbstverarschung – why not?
"Was wäre, wenn Google ein Imam wäre?" lautet zum Beipiel die Frage, dem die "Datteltäter" in einer Folge nachgehen.
Der Vorwurf dahinter: Wenn man Fragen zum Islam eingibt, gerate man im Netz sehr sehr schnell zu sehr harten konservativen Positionen.
Was genau ihre Fans so mögen, kann Younes nur erahnen.
"Dass wir nicht belehrend durch die Gegend gehen, sondern nur Impulse geben zum Nachdenken, das kommt glaub ich an."