Youssoufa MoukokoDie Wunderkinder der Bundesliga
Einen Tag nach seinem 16. Geburtstag hat Youssoufa Moukoko seinen ersten Einsatz in der Fußball Bundesliga für den BvB – am 8. Spieltag 2020/21. Das ist Rekord. Damit ist er der jüngste Bundesligaspieler aller Zeiten. Möglich wurde das durch eine Regeländerung.
Mit 16 sind die meisten von uns zur Schule gegangen, haben Party gemacht, mit Freunden abgehangen, wir sind gemeinsam ins Kino gegangen oder haben gezockt. Youssoufa Moukoko ist mit 16 bereits Bundesliga-Profi. Sein Alltag besteht aus Fußball-Training und Ligaspielen. Nach der aktuellen Regelung hätte er am Dienstag (24. November 2020) auch in der Champions League für Borussia Dortmund spielen dürfen.
Möglich macht das eine Regeländerung in der Bundesliga. Vorher lag das Mindestalter für Bundesliga-Einsätze bei 17 Jahren, seit dieser Saison dürfen auch schon 16-Jährige bei den Profis mitspielen. Die Regelung wurde Anfang 2020 bei der Jahreshauptversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit deutlicher Mehrheit beschlossen. Die Regel gilt für alle Vereine der 1. und 2. Bundesliga.
"Wenn ein Verein so ein verheißungsvolles Talent wie Youssoufa Moukoko hat, dann will er ihn auch so früh wie möglich einsetzen."
Die Regeländerung ermöglicht es den Vereinen, ihre Talente bereits ein Jahr früher als bisher auf den Platz zu schicken. Das kommt auch bei den Fans gut an. Die Anhänger des BVB haben das Debüt von Youssoufa Moukoko frenetisch gefeiert, sagt Sportjournalist Christoph Winterbach vom Spiegel.
Ob jetzt lauter 16-Jährige die Liga schwemmen, wie einige befürchten, bleibe abzuwarten. Auch Youssoufa Moukoko muss sich erst einmal bewähren im Profigeschäft. Auch wenn er ohne Frage ein Ausnahmetalent ist. Und nicht alle Bundesliga-Vereine haben ein solches Talent in ihren Reihen.
Zwischen Nachwuchsförderung und dubiosem Geschäft
Borussia Dortmund gehört zu den Vereinen, die seit Jahren weltweit nach jungen Talenten suchen und in der Nachwuchsförderung besondere Anstrengungen unternehmen. Und diese Spieler sollen auch möglichst früh ihre Spielzeit bekommen, möglichst in der höchsten Spielklasse.
Zu den Talenten, die Borussia Dortmund gecastet hat, gehören auch Jaden Sancho und Erling Haaland. Beide sind als Teenager zum BVB gekommen und haben beim Champions-League-Spiel gegen Brügge alle Tore für den Verein geschossen, sagt Christoph Winterbach. Sie sind absolute Leistungsträger beim Verein.
"Nur ein absoluter Bruchteil schafft es ganz nach oben."
Für die Talentförderung haben die Bundesligavereine sogenannte Nachwuchsleistungszentren eingerichtet. Dort werden junge Spieler gezielt gefördert und auf eine mögliche Karriere als Profi-Spieler vorbereitet. Das hat einen Preis. Denn diese Nachwuchsfußballer müssen im Prinzip ihre Kindheit und Jugend opfern, sagt Christoph Winterbach. Während andere Jugendliche fröhlich vor sich hin pubertieren, arbeiten die Nachwuchskicker schon für ihren Traum vom Fußballprofi. Parallel dazu dürfen sie ihre schulische und berufliche Ausbildung nicht vernachlässigen. Denn nur für ganz wenige geht der Traum vom Profi-Business letztendlich in Erfüllung.
Gerade für so junge Menschen ist das ein schwieriger Spagat. Denn sie müssen sich früh für einen Weg in eine mögliche Profikarriere entscheiden bei einem ziemlich hohen Risiko, dass es eben nicht klappt. Das bedeutet auch, sich in einer Phase festzulegen, in der andere Jugendliche sich ausprobieren können und die Chance haben, sich wesentlich freier zu entfalten. Für die Nachwuchskicker ist es deshalb wichtig, ein starkes Familienumfeld zu haben. Ein Umfeld, das sie nicht mit der Hoffnung auf den Millionendurchbruch überfrachtet, sagt Christoph Winterbach.
Dazu gehöre auch, dass man sich Spielerberater und Vereine gut aussucht
und nicht einfach großen Versprechungen hinterher läuft. Denn gerade im
internationalen Fußball würde regelrecht Jagd auf junge Talente gemacht,
erklärt der Sportjournalist.
Auch namhafte Vereine wie Barcelona, Chelsea oder Manchester City wurden für ihre Methoden beim Rekrutieren von jungen Talente schon bestraft. Dort wurden zum Beispiel Verträge mit 12-Jährigen abgeschlossen, afrikanische Schulkinder in Akademien gelockt, auf die dann ein Verein exklusive Zugriffsrechte hatte. Oder es wurden Eltern und Spielerberater geschmiert, damit sie ein Kind von einem bestimmten Verein überzeugen. "Das ist schon ein ganz übles Spiel", kommentiert Christoph Winterbach.