Modetrend aus Japan: Yami KawaiiSüße Mädchen ein bisschen düster
Modetrend in Japan ist der Yami Kawaii-Style – eine Mischung aus düster und niedlich. Das ist ebenso gewöhnungs- wie erklärungsbedürftig.
Dass die Japaner manchmal schräg sind, wissen wir. Der Yami-Kawaii-Style ist es definitiv auch. Da tragen Frauen T-Shirts, deren Aufdrucke und Schriftzüge so gar nicht zusammenpassen. Yami heißt übersetzt "düster" - Kawaii heißt "niedlich" oder "süß" - heraus kommen Klamotten mit süßen Manga-Motiven, und drauf steht so etwas wie: "Ich will sterben", oder es sind noch Spritzen oder Messer abgebildet.
"'Yami Kawaii' ist eine Mixtur von Elementen die auf Krankheiten hindeuten, etwa Medikamente oder Injektionen, gemischt mit niedlichen Pastelltönen."
Die schräge Verbindung aus düsteren und niedlichen Motiven gibt es nicht nur auf Klamotten, sondern auch in Comics. Diese Comics in Japan heißen "Menherachan", was eine Ableitung des englischen "Mental Health" ist.
Darin sehen wir Frauen, die den typischen niedlichen, großäugigen Kriterien von Mangafiguren entsprechen – gleichzeitig haben sie aber ein Messer dabei um sich selbst zu ritzen.
Yami Kawaii als Sozialkritik am Umgang mit psychischen Krankheiten?
In japanischen Medien wird uns das so erklärt, dass die Yami-Kawaii-Leute mit dem Style auf Depressionen und den gesellschaftlichen Umgang damit aufmerksam machen wollen.
Die Besitzerin eines Ladens, in dem Yami-Kawaii-Klamotten verkauft werden, sieht darin aber eher eine popkulturelle Weiterentwicklung des Manga-Styles, die allenfalls schockieren soll. Klar ist, das Niedliche – als Yami – ist in Japan Teil der Kultur. Die süßen Motive und Mangafiguren kennen wir ja auch hier in Deutschland. In Japan sind sie aber eng mit dem Frauenbild verknüpft. Dass Yami Kawaii daran rütteln will oder gar aufklärerische Intentionen hat, wäre wohl zu viel hinein interpretiert.
"An diesem Klischee ändert diese Mode leider nix. Die Frauen wirken durch diesen traurigen, düsteren und verletzlichen Look eher hilflos. Das ist kein starkes Statement wie #metoo oder so!"
Japaner gelten nach unserer Wahrnehmung als verschlossen – und tatsächlich wird über psychische Krankheiten nicht gesprochen. Psychotherapeut Nicolas Dermota, der seit elf Jahren in Japan lebt, glaubt aber nicht, dass Yami Kawaii etwas an der Verschlossenheit und dem Verdrängen von psychischen Problemen ändern wird.
"Da darf man nicht zu viel herein interpretieren. In Japan gibt es viele Trends und westliche Ideen werden oft importiert. Es kommt mir eher wie ein Modetrend vor."
Offenbar ist das sexy Schulmädchen-Klischee derzeit in der japanischen Mode nur um den düsteren Aspekt erweitert worden. Schaut man sich bei Instagram um, findet man viele, die sich mit diesem Style bewusst in Pose setzen. Da geht es vorwiegend um Selbstinszenierung. Sozial-Kritik findet sich da eher nicht.
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