Angriff bei WürzburgEine Axt, viel Blut und ein radikalisierter 17-Jähriger
Nach der Bluttat in einem Zug bei Würzburg am Montagabend fragen wir uns, wie der IS Gewalt für sich vereinnahmt und ob die Polizei den Täter wirklich erschießen musste.
Die Behörden gehen inzwischen davon aus, dass der 17-jährige Afghane ein radikalisierter Islamist ist. Das wurde heute Nachmittag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Der Afghane hatte in einem Zug bei Würzburg mit Axt und Messer Fahrgäste angegriffen. Nachdem der Zug stoppte, flüchtete er. Beim Versuch, ihn zu stellen, griff er auch zwei Polizisten an, die ihn daraufhin erschossen. Vermutlich habe er sich erst - unbemerkt von seinem Umfeld - vor gar nicht langer Zeit radikalisiert, sagt der Terrorismusexperte Michael Götschenberg.
"Es gibt starke Anzeichen dafür, dass er Kontakt hatte zum sogenannten islamischen Staat."
Am Nachmittag hatte der IS auch ein Video verbreitet, auf dem der 17-Jährige vermutlich zu sehen ist. Hundertprozentig bestätigt ist das noch nicht. In dem Video soll sich der Afghane selber als Kämpfer des islamischen Staates bezeichnen und einen Anschlag angekündigt haben.
"Wie es aussieht, ist er einer von denen, die zwar nie in Syrien beim IS gewesen sind, sich aber als Teil dieser Bewegung gefühlt hat."
Der IS übt eine große Strahlkraft aus auf junge, radikalisierte Islamisten. Und er macht es sich zunutze, dass es keiner offiziellen IS-Mitgliedschaft oder eines Auftrags bedarf, um mitzumachen. Letztlich vereinnahmt der IS alle für sich, die sich in irgendeiner Weise zugehörig zum sogenannten Islamischen Staat fühlen. Und - aus propagandistischen Gründen - macht der IS das auch dann, wenn es gar keine erkennbare Verbindung zwischen einem Täter und der Terrororganisation gibt. Im aktuellen Fall gibt es jedoch Hinweise darauf, dass es eine Verbindung zwischen dem afghanischen Angreifer und dem IS gegeben hat.
"Der IS tut das aus propagandistischen Gründen, um den Eindruck zu erwecken als könne er weltweit jederzeit beliebig irgendwelche Attentäter anknipsen und in Marsch setzen."
Der Terrorismusexperte Michael Götschenberg sagt auch, dass wir die Terrororganisation in unseren Köpfen nicht größer machen sollten als sie ist. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Anschlags zu werden ist wesentlich geringer als durch so manche Gefahr ums Leben zu kommen, die permanent im Alltag auf uns lauern. Beispiele sind Tod durch Krankheiten, Unfälle im Haushalt oder im Straßenverkehr. "Darum sollten wir diese Taten nicht überbewerten", sagt Michael Götschenberg.
Der 17-jährige Afghane war zunächst mit einem Messer und einer Axt auf Zuggäste losgegangen. Als dann jemand die Notbremse zog und die Polizei anrückte, richtete der Täter seine Waffen ebenfalls auf die Polizisten. Die zogen daraufhin ihre Schusswaffen und machten auch davon Gebrauch. Der Angreifer wurde dabei getötet. Michael Götschenberg findet den Einsatz angemessen. Er weist auch daraufhin, dass der Einsatz der Schusswaffe das letzte Mittel ist, und auch der Beamte am Ende damit klarkommen muss, dass er einen Menschen getötet hat.
"Ich glaube, dass die Sicherheitsbehörden bei uns im Land sehr angespannt und nervös sind, weil mittlerweile seit langem die Gefahr eines Terroranschlags bei uns im Raum steht."
Inzwischen stehe seit geraumer Zeit die Gefahr eines Terroranschlags bei uns im Raum - und zwar mehr als je zuvor. Das mache etwas mit den Sicherheitsbehörden, das setze sie sehr unter Druck, sagt Michael Götschenberg. Außerdem seien sie geschlaucht durch die vielen Einsätze, die es zur Zeit gibt. Er könne es menschlich nachvollziehen, dass die Gefährdungslage nicht spurlos an den Beamten vorübergehe. Seiner Meinung nach sei es richtig, die Polizei - vor allem die Landespolizeien - personell besser auszustatten.