Wohnungssuche in der Corona-PandemieMieten steigen weiter - aber nicht so krass
Wer derzeit eine Wohnung sucht, könnte die Hoffnung haben, dass die Corona-Krise auch an den überteuerten Mietpreisen ruckelt. Davon waren Experten zumindest ausgegangen. Nun zeigt sich: Die Preise steigen trotz Corona weiter – aber moderat.
Laut einer aktuellen Analyse des Gewos-Instituts steigen die Mieten in Deutschland trotz der Corona-Krise weiter an. Allerdings hat die Preisdynamik im letzten Quartal deutlich nachgelassen, sagt Carolin Wandzik, die Geschäftsführerin des Gewos-Institutes. Ob die Mieten in den kommenden Monaten und im kommenden Jahr fallen oder steigen, und welche Rolle dabei die Corona-Krise spielt, darüber sind sich die Experten uneinig. Denn Erfahrungswerte aus einer Krise, die alle Wirtschaftsbereiche betrifft, gibt es noch nicht.
Ein Knick im April
Dass die Preise derzeit nicht mehr so schnell ansteigen wie bisher, könnte in der Tat im Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen. Beispielsweise gab es im April einen kleinen Knick. Das lässt sich darauf zurückführen, dass Vermieter ihre freigewordenen Wohnungen nicht mehr mit den vorstellbar sattesten Preissteigerungen, sondern mit ein wenig moderateren Vorstellungen anbieten, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Einen Trend möchte Carolin Wandzik daraus jedoch noch nicht ableiten.
Szenario 1: Mietpreissenkung möglich
Dennoch glauben Carolin Wandzik und viele andere Ökonomen daran, dass die Mieten in den kommenden Monaten noch sinken könnten. Denn derzeit sind knapp sieben Millionen Menschen in Kurzarbeit, über 600.000 Menschen mehr als im vergangenen Jahr sind auf der Suche nach einer neuen Arbeit. Das werde sich auch auf die Nachfrage nach Mietwohnungen auswirken.
"Knapp sieben Millionen Menschen in Kurzarbeit, über 600.000 mehr Arbeitslose als voriges Jahr um diese Zeit – das wird sich noch auswirken – auch auf die Nachfrage nach Mietwohnungen."
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt könnte dazu führen, dass viele Menschen ihre Mieten nicht mehr zahlen können und aus ihren Wohnungen ausziehen müssen, sollten keine politischen Maßnahmen kommen. Zudem kann es passieren, dass sich unsere wirtschaftliche Lage nicht so schnell erholt wie erhofft und Mieterinnen deshalb ausziehen müssen.
Dann würde zwangsläufig auch die Frage aufkommen, ob die bisherigen Preise so noch haltbar sind und ob nicht niedrigere Preisniveaus gefragt sind, vermutet Carolin Wandzik. Auch das könnte zu niedrigeren Mietpreisen führen.
"Dann ist eben die Frage, ob man diese hohen Preise, die zuletzt aufgerufen wurden, als Vermieter dauerhaft noch durchsetzen kann."
Die Ökonomin geht davon aus, dass nicht nur die Nachfrage, sondern auch die weitere Entwicklung der Wirtschaft und Maßnahmen der Politik die Mietpreise beeinflussen werden.
Szenario 2: Die Mieten steigen weiterhin
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, glaubt dagegen nicht an bald fallende Mietpreise. Er sagt: Die Mieten in den Städten werden weiterhin steigen. Denn gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bekommen Städte wieder ein große Anziehungskraft, da dort mehr Arbeitsplätze als auf dem Land zur Verfügung stehen.
"Wir erwarten nicht, dass dieser Zuzug in die großen Städte mit der Corona-Krise aufhören wird. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben Städte eine große Anziehungskraft, weil dort Arbeitsplätze zur Verfügung stehen."
In den großen Städten rechnet Marcel Fratzscher also kaum mit einer Mietpreissenkung im kommenden Jahr.