WerkswohnungZum Job gibt es eine Wohnung dazu

Wohnungen sind besonders in Großstädten Mangelware und die Mieten entsprechend hoch. Manche Unternehmen setzen jetzt wieder auf die Werkswohnung für ihre Mitarbeitenden. Für sie ist die Miete in der Regel günstiger und die Firmen können Fachkräfte an sich binden.

Zentral gelegen, lichtdurchflutet und ein Blick ins Grüne: Was für viele Menschen nach einem Miettraum klingt, ist Franziskas Realität. Sie lebt in München und liebt ihre Zwei-Zimmer-Wohnung. Aber eigentlich könnte sie sich ihre Wohnung nie leisten, sagt sie. Denn: München ist aktuell die teuerste Stadt in Deutschland für Mieter*innen. Für 21,38 Euro wird dort im Schnitt der Quadratmeter in Wohnungsinseraten angeboten. Das zeigt das Mietpreis-Ranking des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica.

Dieser Embed kann leider nur direkt auf der Webseite von Deutschlandfunk Nova angezeigt werden.

Zum Vergleich: In Berlin wird eine Wohnung für rund drei Euro weniger, nämlich 18,31 Euro auf dem Mietmarkt angeboten. Auf Platz drei in dem Ranking kommt Frankfurt am Main mit 18,14 Euro. Der Deutsche Mieterbund kritisiert solche Mietpreise als unangemessen hoch und schreibt, dass solche Mieten für die Mehrheit der Menschen nicht mehr bezahlbar seien.

Günstig wohnen in der Großstadt

Franziska zahlt für ihre Wohnung dagegen nur etwas weniger als für ihr altes WG-Zimmer – und das in der teuersten Stadt Deutschlands. Wie geht das? Sie lebt in einer sogenannten Werkswohnung – auch Dienstwohnung genannt. Ihr Arbeitgeber – die Stadtwerke München – ist quasi ihr Vermieter. Solange sie dort arbeitet, kann sie in der Wohnung leben. Franziska ist kein Einzelfall. Ihrem Arbeitgeber gehören rund 1.400 solcher Werkswohnungen. Diesen Bestand möchte das Unternehmen in den nächsten Jahren sogar verdoppeln.

"So eine Wohnung hätte ich mir sonst nicht leisten können in der Lage mit den Quadratmetern. Ich zahle einen Ticken weniger als in meiner WG davor."
Franziska, lebt in einer Wohnung, die ihrem Arbeitgeber gehört

Für Franziska hat die Werkswohnung vor allem zwei Vorteile:

  1. Ihre Miete liegt am unteren Ende des ortsüblichen Mietspiegels
  2. Sie musste in der Großstadt nicht lange nach einer Wohnung suchen

Ihren Arbeitgeber wiederum machen die Werkswohnungen attraktiver, sagt Simon Wieland vom Forschungsinstitut Regiokontext. Ähnlich wie die Stadtwerke München setzen auch das Klinikum in Stuttgart oder das Land Berlin auf Dienstwohnungen. Damit – so die Hoffnung – können sie Fachkräfte zu sich holen und halten. Laut Simon Wieland soll es momentan deutschlandweit um die 100.000 solcher Wohnungen geben – Tendenz steigend.

"Vor dem Hintergrund eines angespannten Wohnungsmarkts und eines angespannten Arbeitsmarkts hat das wieder eine Renaissance erlebt: Mehr und mehr Arbeitgeber greifen dazu, um attraktiv für ihr Personal zu sein."
Simon Wieland, Projektleiter beim Forschungsinstitut Regiokontext, über Werkswohnungen

Das Konzept "Job inklusive Wohnung" erlebt ein Revival. Denn: Das Konzept gibt es schon lange in Deutschland, schon Ende des 19. Jahrhunderts wollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden so an sich binden. Ende der 1970er-Jahre gab es in der Bundesrepublik rund 450.000 Wohnungen für Mitarbeitende. Seitdem hat ihre Anzahl immer weiter abgenommen, weil Unternehmen ihre Wohnungen verkauft haben. Der Wohnungsmarkt war damals entspannter als heute.

Baukosten schrecken auch Unternehmen ab

Seit ungefähr zehn Jahren gibt es aber wieder mehr Unternehmen, die auf die Mitarbeiterwohnungen setzen, so Simon Wieland. Entweder mieten die Unternehmen die Wohnungen an oder bauen selbst Wohnhäuser.

Laut einer Studie von Regiokontext könnten heute jährlich rund 10.000 zusätzliche Werkswohnungen entstehen. Erst mal ist das aber nur in der Theorie so, weil "Wohnungsbau einfach sehr teuer geworden ist in den letzten Jahren – das gilt auch für den Wohnungsbau für Beschäftigte." Das bedeutet: Auch die Unternehmen überlegen sich, wo sie ihr Geld investieren.