WohnraumNeues Haus für alte Besetzer
Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, München. Alle Städte haben eins gemeinsam: Wohnen ist dort nicht billig. Und im Schnitt sind die Mieten in den vergangenen fünf Jahren um zehn Prozent gestiegen. Und auch in Köln gibt es immer weniger günstige Wohnungen. Aber jetzt tut sich gerade etwas: Im vergangenen Herbst hatten Aktivisten zwei leerstehende Wohnhäuser in Köln besetzt. Die Stadt wird diese Häuser jetzt anmieten und den neuen Wohnraum Flüchtlingen und Aktivisten zur Verfügung stellen.
Die Hausbesetzer sind gerade damit beschäftigt aufzuräumen. Sie machen das freiwillig. Kiste um Kiste, Sofa um Sofa, Kabel, Müll, alles muss raus aus dem Haus an der Zülpicher Straße 290. Sie hatten das Haus seit November 2015 besetzt. Es hatte davor lange leer gestanden - nicht einzusehen, bei dem Mangel an knappem Wohnraum in Köln. Auch die Nachbarn in der Straße hatten keine Lust auf ein leerstehendes Haus nebenan und haben Plakate aus dem Fenster gehängt: Hier ist Leerstand.
"Eigentlich geht man davon aus, dass man einen auf die Fresse bekommt."
Teure Gegenden, hohe Mieten, viele Menschen auf Suche nach bezahlbarem Wohnraum - und dann dieser Leerstand. Das fuchst Bernd, einen der Besetzer. Und in diesem Fall geht es anders aus: Die Besetzer haben sich mit der Stadt und mit dem Eigentümer geeinigt. Sie ziehen jetzt kurzfristig aus, dann werden die Zülpicher Straße 290 und auch noch ein weiteres leerstehendes Haus renoviert.
Flüchtlinge, Besetzer und eine Pommesbude
Anschließend darf an der Ecke eine Pommesbude einziehen. Und die Besetzer? Die bekommen bezahlbaren Wohnraum, für 6,25 Euro in zentraler Innenstadtlage - etwa die Hälfte der Miete, die sonst in dem Viertel üblich ist. Die Stadt freut sich auch über diese Lösung. Sie schafft Wohnraum für bis zu 30 Flüchtlinge, die besonders schutzbedürftig sind. Josef Ludwig, Amtsleiter Wohnungswesen, schwärmt von dem Vertrauensverhältnis zwischen allen Beteiligten, eine "kölsche Lösung" sei das, und zwar im positiven Sinne. Hausbesetzer Bernd hofft, dass die "kölsche Lösung" auch woanders Schule macht.
"Weil Leerstand ist Gewalt und das sehen wir nicht ein."