WohnprojekteGemeinschaftlich anders bauen und wohnen

Für viele ist es schwer, bezahlbaren und passenden Wohnraum zu finden. Deshalb ist es für manche eine Chance, mit einer Baugruppe das eigene Wohnprojekt umzusetzen. Wie das gut gelingen kann, weiß Projektentwicklerin Sonja Menzel.

Das eigene Wohnprojekt umzusetzen, ist ein aufwändiger Prozess, bei dem viele Schritte geplant werden müssen. Deshalb kann es hilfreich sein, schon bei der Konzeptentwicklung Expert*innen wie Sonja Menzel von der Innova eG ins Boot zu holen. Sie begleitet seit mehreren Jahren Baugruppen.

Wenn sie von einer Baugruppe angefragt wird, dann klärt sie zunächst:

  1. Warum möchten diese Menschen zusammenwohnen?
  2. Welche Ziele haben die Baugruppenmitglieder?
  3. Welche Gesellschaftsform soll gegründet werden? Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (GBR) oder Genossenschaft?

Sonja Menzel hat sich insbesondere auf die genossenschaftliche Projektentwicklung spezialisiert. Diese grundsätzliche Entscheidung, ob GBR oder Genossenschaft stellt gleich zu Beginn die Weichen, wie die Gruppe sich organisiert und wirtschaftet.

Demokratisches Bauen in der Gruppe

Bei der Genossenschaft haben die Mitglieder unabhängig vom Kapitaleinsatz eine Stimme bei Entscheidungen. Sie ist demokratisch aufgebaut und die Generalversammlung ist das höchste Organ. Die Mitglieder entscheiden über die Satzung, wählen den Vorstand, legen fest, wie Beschlüsse gefasst werden und bestimmen das dazugehörige Abstimmungsverhältnis.

Außerdem können sie die verschiedenen Aufgaben in der Bauphase in Arbeitsgruppen aufteilen wie Planung, Gestaltung, Ausführung, Gremien, Satzung, Verträge, Finanzierung, Mitgliederwerbung oder Öffentlichkeitsarbeit. Bei all dem ist es wichtig, aufkommende Konflikte zeitnah auszuräumen, sagt Sonja Menzel.

"Eine Genossenschaftsgruppe in Bad Dürkheim hat das super gemacht mit einem Drittel sozialem Wohnungsbau, Solaranlagen und Blockheizkraftwerk. Das ist eine Gruppe, die sozial und ökologisch das ist, was ich mir unter einem gelungenen genossenschaftlichen Wohnprojekt vorstelle."
Sonja Menzel, Projektentwicklerin

Diese Arbeitsgruppen können in der Genossenschaft dann weiterbestehen und beispielsweise den Garten verwalten oder die Hausreinigung organisieren. "Wichtig ist, dass jeder seine Rolle wahrnimmt und niemand überlastet wird", betont Sonja Menzel.

Eine Genossenschaft bietet viele Vorteile, zählt Sonja Menzel auf. Sie ist langfristig angelegt und generationenübergreifend gedacht. Wer irgendwann aus seiner ursprünglichen Wohnung ausziehen möchte, weil vielleicht die Kinder ausgezogen sind und nicht mehr so viel Wohnraum gebraucht wird, kann innerhalb der Genossenschaft tauschen und in eine kleinere Wohnung ziehen.

Damit so eine Genossenschaft langfristig bestehen kann, hält Sonja Menzel drei Grundbedingungen für ausschlaggebend:

  1. Grundstück: Zunächst muss ein geeignetes Grundstück oder Objekt gefunden werden.
  2. Geld: Dann muss das Projekt finanziert werden: Wer hat wie viel Eigenkapital? Bei welcher Bank bekommt die Gruppe günstige Kredite? Welche Fördermittel können beantragt werden?
  3. Gruppe: Damit eine Gruppe langfristig funktioniert, müssen drei Dinge gut funktionieren: Kommunikation, Kooperation, Konfliktbewältigung.

An diesen Punkten können Baugruppen unter anderen scheitern:

  • Zu viel Zeit aufgewendet für die Konzepterstellung, Mitglieder sind zwischenzeitlich ausgetreten
  • Ungeplante Baukostensteigerung kann den Finanzierungsplan zunichte machen
  • Architektenwechsel während der Planungsphase