Gemeinsam WohnenWG-Leben: Wie es auch mit Fremden gelingen kann
Sie wohnt im Wohnheim und liebt es. Sara sagt, warum. Putzplan und verschiedene Lebensrhythmen: die Streitthemen in WGs kennt auch Psychotherapeut Matic Rozman und hat Tipps, wie man sich annähert.
Eigenes Bad, eigene Küche, eigener Balkon: Alles ist in zehn Sekunden zu erreichen. Sara wohnt gerne in ihrer kleinen Wohnung im Studentenwohnheim. Betrieben wird die Immobilie von einem Unternehmen, nicht von einem Studentenwerk. Sara genießt es, sich um WLAN, Heizung, Strom und Wasser nicht kümmern zu müssen. "Monatlich wird einfach die Miete einbezahlt. Und fertig ist es ", sagt sie.
"Ich habe es sehr genossen, dass ich meine direkten Nachbarn nicht kannte. Dementsprechend kommt sich dann keiner wirklich beschweren."
Ihre Umgebung ist ziemlich tolerant, was zum Beispiel Musikhören angeht. Umgekehrt erfordert das Leben im Wohnheim auch von ihr Toleranz für die Lautstärke anderer. Neben einem kleinen Fitnessraum gibt es in dem Gebäude Lernzimmer und einen Gemeinschaftsraum. Die rund 150 Leute teilen sich auch den Waschraum. Nur drei Waschmaschinen stehen dort bereit. Waschen erfordert also ein gutes Timing.
Die Freiheit im Wohnheim
Für Sara ist es die richtige Mischung aus Nähe und Distanz zu anderen Studierenden und Referendar*innen, die sich auch in das Wohnheim einmieten können. "Ich kann einfach so leben, wie ich möchte", sagt sie – auch im direkten Vergleich zum Leben in einer Wohngemeinschaft. Erfahrungen damit hat Sara auch. Und ständig Kompromisse machen müssen fand sie eher anstrengend.
"In der WG, mit der ich vorher zusammengewohnt habe – das hat mich ziemlich geprägt. Die Kompromisse, die man dort eingehen muss."
Tatsächlich sorgen unterschiedliche Sauberkeitsbedürfnisse und unterschiedliche Tagesrhythmen am ehesten für Konflikte im Zusammenleben, sagt Matic Rozman. Er ist Diplom-Psychologe und arbeitet für das Studierendenwerk in Freiburg als psychotherapeutischer Berater.
Verdeckte Streitmotive
Er beobachtet, dass sich in Putz- und Lautstärkekonflikte beim gemeinsamen Wohnen auch Konflikte um Macht und Kontrolle hineinmischen. Die Motive sind häufig nicht klar trennbar. Noch vor dem Einzug könne Selbstbeobachtung in kommunikativen Situationen hilfreich sein, findet er. Die folgenden Fragen können dabei helfen:
- Wie bin ich mit dieser Person zusammen?
- Kann ich mich öffnen?
- Habe ich eine komische Unsicherheit? Angst?
Aber auch die klarsten Vorstellungen oder Absprachen vor dem Einzug garantieren noch lange kein glückliches und harmonisches Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft, sagt er.
"Es gibt keine Checklisten. Die einfache Version ist, sich so auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen."
Es helfe, meint der Psychologe, die eigenen Wünsche und Vorstellungen wahrzunehmen und möglichst vorwurfsfrei dann auch zu kommunizieren – am besten mit ein bisschen Humor und immer in Berücksichtigung des Gegenübers. Ärger dürfe durchaus spürbar sein, wenngleich er als Bestandteil eines ersten Gesprächs über Probleme durchaus zurückgehalten werden dürfe.
"Extreme Gefühle sind oder können ein Hinweis darauf sein, dass da etwas nicht passt."