Fußball-WMKatar: Bierverbot in und um Stadien
Für viele Fußballfans gehört Bier zum Fußballspiel – auch im Stadion. In Katar ist Alkohol nicht grundsätzlich verboten, wird aber nur eingeschränkt verkauft. Jetzt hat das Land ein Bierverbot rund um die WM Stadien ausgesprochen. Es soll nur alkoholfreies Bier geben.
Bei der WM in Katar sollte es eigentlich vor dem Spiel und nach dem Spiel Verkaufsstände mit Alkohol geben. Nur während des Spiels sollte kein Bier ausgeschenkt werden. Nun sind diese Verkaufsstände verboten worden.
"In Katar ist Alkohol nicht komplett verboten, wird aber nur eingeschränkt verkauft und vor allem nicht öffentlich."
"Es gibt nur noch Bier beim Fan-Festival – für zehn Dollar für einen halben Liter, also exorbitante Preise", so Maxi Rieger. Unser Sportredakteur sagt, der Hintergrund ist nicht ganz klar: Vielleicht habe der Emir das selbst entschieden, denn er hat die mögliche Macht dazu. Vielleicht haben auch die Konservativen in der Gesellschaft gesagt, dass sie keinen Bierausschank wollen, gerade wenn jetzt so viele Fans anreisen. Möglicherweise hat der Emir dann darauf reagiert.
Sorge auch um andere Zusagen
Katar hatte jahrelang versichert: Bier sei kein Problem. Zwei Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft wurde diese Zusage nun gekippt. "Und die Fifa kann da wenig machen", sagt Maxi Rieger. Er findet es bemerkenswert, weil in Sportverbänden tatsächlich manchmal die Haltung geäußert würde: Es sei einfacher in Diktaturen Sportgroßevents durchzuziehen, weil es unkompliziert sei, bestimmte Forderungen dann auch durchzusetzen. "Und das ist – vielleicht sogar zum ersten Mal – der Fall, dass ein autokratischer Staat kurz vor Beginn des Großevents sagt: 'Wir machen jetzt mal was ganz anderes, was der Sportverband eigentlich gar nicht möchte'", sagt Maxi.
"Der Sportverband, in dem Fall die Fifa, kann da wenig gegen machen."
Jetzt könnte man sagen: Auf Bier kann man getrost verzichten. Allerdings, so Maximilian Rieger, geht es hier noch um mehr. Denn Katar hat nicht nur Zusagen zum Bier gemacht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser war er vor zwei Wochen vor Ort und hat eine Sicherheitsgarantie bekommen, dass sich alle deutschen Fußballfans in dem Land frei bewegen können. "Was ist diese Sicherheitsgarantie wert? Wie kann man den Kataris vertrauen, dass sie sich an so etwas halten oder zum Beispiel auch an Zusagen in Sachen Pressefreiheit?", gibt unser Sportredakteur zu Bedenken.
"Einfach so zwei Tage vor der WM der Fifa so vors Schienbein zu treten – anders kann man das gar nicht nennen – ist wirklich bemerkenswert."
Auch bei Fan-Organisationen löse dieser Bruch einer Zusage jetzt Sorge darüber aus, was andere Versprechen, die in den vergangenen Tagen, Wochen, Monaten Jahren geleistet wurden, noch wert sind – etwa auch mit Blick auf schwule oder queere Fans.
"Was jetzt heute passiert ist, legt allen anderen muslimischen Ländern, die sich mal auf eine WM bewerben wollen, echt ein Ei ins Nest," sagt Maximilian Rieger, denn auch in anderen muslimisch geprägten Staaten gebe es Beschränkungen, was Alkohol angeht. "Und wenn die Länder sich bewerben wollen, zum Beispiel Saudi-Arabien oder Ägypten und hoch und heilig versprechen: 'Ja, bei uns klappt das', wird die Fifa immer an diesen Tag denken und sagen: 'Naja, vielleicht klappt es nicht'", sagt Maximilian.