Fifa WM 2014Guter Schiri!
Die Macher des Weblogs Collinas Erben erklären strittige Schiedsrichter-Entscheidungen aus dem Halbfinalspiel Argentinien gegen Niederlande: ein Spieler ohne Schuh, ein Tritt gegen den Kopf.
Bei Argentinien gegen die Niederlande ging es um viel: Wer darf am Sonntag gegen Deutschland ins WM-Finale? Sportlich war das Spiel eher mau, aber aus Schiri-Perspektive gab es ein paar interessante Momente. "Schiedsrichter Cüneyt Cakir hat mir wirklich gut gefallen", sagt Alex Feuerherdt von Collinas Erben, "ihm ist eigentlich nichts entgangen."
"Schuhe gehören zur zwingend vorgeschriebenen Grundausrüstung eines Spielers - so steht es in Regel 4 der Fußballregeln."
Feste Schuhe
Besonders zwei Szenen waren aus der Perspektive der Referees spannend. Da war zum einen der Moment, als kurz nach der Pause der Argentinier Ezequiel Garay mit dem eigenen Schuh in der Hand auf dem Platz herumrannte und den Ball mit dem Socken spielte. "Das war nicht in Ordnung", sagt Alex Feuerherdt, "Garay hatte seinen Schuh verloren und spielte dann den Ball. Hätte er das unmittelbar, also ein bis zwei Sekunden nach dem Verlust des Schuhs getan, dann wäre das regelkonform gewesen. Bei ihm war aber wesentlich mehr Zeit vergangen, deshalb durfte er das eigentlich nicht mehr."
Mit nackten Füßen Fußball spielen
Dass nicht auf Socken gekickt werden darf, war schon immer so - was bei der Weltmeisterschaft 1950, die ebenfalls in Brasilien stattfand, zu dem kuriosen Ereignis führte, dass die indische Nationalmannschaft vom Turnier ausgeschlossen wurde. Die Spieler aus Indien wollten nämlich nur ohne Schuhe antreten - was die FIFA nicht erlaubte.
Gefährliches Spiel? Verbotenes Spiel?
Der Argentinier Ezequiel Garay war auch an der zweiten strittigen Szene des gestrigen Abends beteiligt: In der ersten Halbzeit setzte er im niederländischen Strafraum auf Kniehöhe zum Kopfball an - und wurde dabei von Ron Vlaar mit dem Fuß am Kopf getroffen. "Die Regeln unterscheiden da zwischen gefährlichem und verbotenem Spiel", sagt Alex Feuerherdt: "Verbotenes Spiel ist, wenn ich einen Gegenspieler treffe, ihn also foule. Gefährliches Spiel ist, wenn ich den Gegenspieler zwar nicht treffe, mich aber so verhalte, dass er sich nicht einzugreifen traut."
Das sei in dieser Szene der Fall gewesen. Denn gefährliches Spiel liege auch dann vor, wenn ein Spieler seinen Kopf zu tief hat, also dort, wo sich das Bein oder der Fuß des Gegenspielers befindet. Gefährlich ist das dann für den Betreffenden selbst, und weil der andere außerdem genötigt wird, sich zurückzuhalten. Eigentlich, sagt Alex Feuerherdt, hätte das mit einem indirekten Freistoß bestraft werden müssen.
"Die Schiris haben deutlich besser gepfiffen, als das in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde."
Insgesamt ist der Schiedsrichter-Experte aber mit den Leistungen der Referees bei dieser WM zufrieden. Die Schiris hätten gut gepfiffen - trotz der FIFA-Anweisung mit den späten Gelben Karten: "Das war eine Hypothek für die Schiedsrichter." Eine Gelbe Karte sollte eigentlich rechtzeitig gezeigt werden.
Die neu eingeführte Torlinientechnologie wurde nur in einem Gruppenspiel, nämlich bei Frankreich gegen Honduras, wirklich benötigt, hat da aber problemlos funktioniert. Nur mit dem Freistoßspray hadert Alex Feuerherdt: "Damit werde ich persönlich immer noch nicht warm, weil ich denke, dass es eher Schnickschnack ist als wirklich nötig."