Wissenschaft(Keine) Grenzen für die Forschung
Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. So heißt es in Artikel 5 des Grundgesetzes. Dass wir uns dieses Grundrecht leisten, ist nicht allein für unsere Wissenschaftler wichtig, sondern für jeden Einzelnen von uns.
Wird Fracking generell verboten, dann sei die Freiheit der Forschung in Gefahr. Das sagte Barbara Hendricks. Die Bundesumweltministerin spricht sich gegen ein absolutes Fracking-Verbot in Deutschland aus. Mit dieser Methode sollen Gas- und Ölvorkommen aus Gesteinsschichten gefördert werden. Gegner sehen jedoch eine große Gefahr in dieser Art der Energiegewinnung. Sie haben kein Verständnis dafür, warum die Forschung zu Fracking durch Forschungsfreiheit gerechtfertigt werden sollte.
"Wissen gehört zu den Grundvoraussetzungen, die das Individuum braucht, um sein Leben selbstbestimmt führen zu können."
Dieses Beispiel zeigt, wie stark die Freiheit der Forschung in Konkurrenz mit anderen Grundrechten stehen kann. Und es gibt viele weitere Beispiele: Tierversuche, Stammzellenforschung, Grüne Gentechnik und so weiter. Aber warum leisten wir uns ein solch "teures" Grundrecht überhaupt? Weil Wissen Selbstbestimmung bedeutet, sagt der Philosoph Torsten Wilholt.
"In einer Welt, in der wir uns in politisch relevanten Sachfragen immer häufiger auf die Wissenschaften verlassen müssen, ist deren politische Unabhängigkeit für den demokratischen Prozess sehr bedeutsam."
In seinem Vortrag untersucht Wilholt die Argumente für die Forschungsfreiheit - und zwar erkenntnistheoretische, politische und ökonomische Argumente. Er betont auch, dass dieses Grundrecht gegen andere abgewogen werden muss und spricht über die Schwierigkeiten dabei. Der Philosoph sieht die Forschungsfreiheit in Gefahr.
Torsten Wilholt ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Philosophie an der Leibniz Universität Hannover. Schon in seiner Habilitation hat er sich mit den philosophischen Grundlagen der Forschungsfreiheit befasst. Zunächst lehrte er an der Universität Stuttgart, seit 2011 ist er Professor für Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover. Sein Vortrag war Auftakt der Akademievorlesungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und wurde am 16. April 2015 aufgezeichnet.