Ikonografische BilderWie es Anas Modamani fünf Jahre nach seinem Selfie mit Angela Merkel geht
"Wir schaffen das" – das hat Bundeskanzlerin Merkel vor fünf Jahren auf dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise gesagt. Damals sind rund eine Million Menschen nach Deutschland gekommen. Einer von ihnen war Anas Modamani. Sein Selfie mit Angela Merkel ging um die Welt. Unser Reporter hat ihn fünf Jahre später in Berlin getroffen.
Bundeskanzlerin Merkel besuchte vor fünf Jahren eine Erstaufnahme-Stelle in Berlin – damals noch das Zuhause von Anas. Er stellte sich zu der Kanzlerin, obwohl er damals noch nicht wusste, wer sie war und machte ein Selfie mit ihr. Ein Agentur-Fotograf hat genau diesen Moment festgehalten – und Anas war auf einmal bekannt.
"Ich hatte mich einsam gefühlt und war sehr traurig, weil ich keine Familie hier hatte. Nach dem Bild interessierten sich viele Leute für meine Geschichte und haben mich über Facebook angeschrieben und eingeladen zusammen zu kochen."
Zuerst hat Anas Modamani viele freundliche Nachrichten von fremden Leuten erhalten. Darüber war er froh, denn im Flüchtlingsheim sei es gefährlich gewesen. Ständig gab es Streit oder die Polizei war da, erzählt Anas.
Deutschland wird seine Heimat
Anas hat schließlich eine Gastfamilie getroffen, bei der er vorübergehend wohnen konnte, hat Freunde gefunden und sich ein neues Leben aufgebaut.
Heute wohnt er mit seiner Freundin in einer Wohnung in Berlin und studiert Wirtschaftskommunikation.
Damit ist er einer von knapp 10.000 Geflüchteten, die in Deutschland studieren, sagt unser Reporter Robert Ackermann. Um sich zu finanzieren, arbeitet Anas in einem Supermarkt.
Fake-News-Kampagnen verbreiten Gerüchte über ihn
Doch einfach war es trotzdem nicht: Immer wieder brachten Rechte Gruppen das Foto in einem falschen Kontext in Umlauf. So etwa nach dem Anschlag in Brüssel im März 2016 oder nach dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016. Sie behaupteten auf dem Bild würde Merkel mit einem Terroristen posieren. Ein anderes Mal verbreiteten sie das Gerücht, Anas würde zu einer Gruppe gehören, die einen Obdachlosen angezündet hat.
"Ich habe ganz viele Hasskommentare gekriegt: Geh zurück in dein Heimatland! Du bist hier nicht herzlich willkommen! Dann ist auf einmal alles gekippt: Ich wollte kaum noch das Haus verlassen. Also habe ich sehr viel Zeit in meinem Zimmer verbracht und habe keine anderen Leute mehr getroffen."
Anas hat schließlich versucht zu klagen: Facebook sollte die Bilder löschen. Doch ohne Erfolg.
Inzwischen geht es Anas wieder gut, erzählt unser Reporter Robert Ackermann. Er wird kaum noch erkannt – auch weil er heute anders aussieht als auf dem Selfie. Deutschland ist für ihn seine zweite Heimat geworden, erzählt Anas. Nach Syrien wolle er nicht zurück.
Mehr Unterstützung für Landsleute
Er weiß aber auch, dass es vielen geflüchteten Landsleuten in Deutschland nicht gut geht – weil sie ohne Wohnung sind, ohne Job und nicht gut Deutsch sprechen können. Anas wünscht sich, dass sie mehr Unterstützung kriegen, aber auch selbst aktiver werden, um ihre Lage zu verbessern.