Trotz KlimakriseWarum wir Wintersport lieben
Skifahren, Snowboarden oder Rodeln macht Spaß. Gleichzeitig wird Wintersport teurer und exklusiver. Das spürt auch Snowboarderin Melina Merkhoffer. Sie ist in die Schweiz gezogen, um nah an den Pisten zu sein. Sportwissenschaftler Günther Aigner erforscht, wie Wintersport auch ohne Schnee möglich ist.
Melina Merkhoffer (29) hat mit 16 ihre Leidenschaft fürs Snowboarden entdeckt. Als Kind ist sie aber nie Ski gefahren: "Ich komme aus einer Familie, in der gar keine Wintersportler sind", sagt sie. Zum ersten Mal auf der Piste stand sie mit 14 oder 15, bei einer Ski-Freizeit. Heute ist sie Co-Trainerin beim Weltcup Team Austria Snowboard Freestyle und coacht unter anderem Olympiasiegerin Anna Gasser.
An mindestens fünf Tagen die Woche steht Melina auf dem Board. Dafür steht sie, wenn es sein muss, auch sehr früh auf. Schon von Anfang an gefallen ihr die Tricks beim Snowboarden. Und weil sie vom Kunstturnen kommt, fällt ihr vieles leicht.
Melina begeistert sich auch und vor allem für die Freiheit beim Snowboarden genau das zu tun, worauf man gerade Lust hat - springen oder fahren, genau so, wie man will.
"Das war für mich etwas ganz Neues, einfach ich selbst zu sein und das tun zu können, was ich liebe."
Mit dem Skiclub fährt Melina immer wieder in die Berge - später reist sie auch allein übers Wochenende mit dem Zug dorthin. Sie zieht nach dem Abi nach Insbruck, studiert dort und wird Teil der deutschen Studierenden-Nationalmannschaft.
Der Klimawandel bedroht den Skisport
Bis heute ist das Snowboarden ein wichtiger Teil ihres Lebens. Doch sie bekommt natürlich auch mit, dass der Ski- und Wintersport immer teurer wird und viele sich das nicht mehr leisten können.
Auch um den Klimawandel und die Zukunft des Wintersports macht sich
Melina Gedanken. In Saas-Fee in der Schweiz, wo sie seit Jahren
hinfährt, sei der Gletscher zuletzt stark abgeschmolzen. Neulich sei sie
sogar im T-Shirt auf der Piste gewesen - und das mitten im Winter. "Ich
mache mir tatsächlich Sorgen: Wie lange können wir das noch machen?",
fragt sie.
"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie extrem der Gletscher zurückgeht."
Darum hat Melina nun beschlossen "den Faktor Auto soweit es geht zu streichen". Sie zieht direkt in die Schweiz, in eine kleinere Wohnung, um dafür näher an den Pisten zu sein. Sie kann dann direkt von ihrer Haustür aus zum Lift laufen und sich die lange Anreise sparen. Das sei ihr kleiner Beitrag zum Umweltschutz, meint sie.
Ski-Tourismus der Zukunft wird exklusiver sein
Ohne Kunstschnee geht es schon heute in vielen Skigebieten nicht mehr. Das weiß auch Günther Aigner, der in den Bergen aufgewachsen ist, dort in Kitzbühel in Österreich lebt und Skigebiete berät.
Er persönlich geht am liebsten mit seinen Tourenski auf die Berge, wo sie noch unberührt sind. Doch der kommerzielle Skisport hinterlässt seine Spuren in den Gebirgen - was Günther Aigner aber nicht per se veurteilt. Für viele Skifahrer sei es besser und sicherer, dort zu fahren, wo Pisten sind.
"Wenn das Naturerlebnis gegen Null geht, dann verliert das Skifahren jede Faszination."
Seit mindestens 5000 Jahren fahre der Mensch Ski, sagt Günther Aigner. Auch das Wellenreiten, von dem das Snowboarden komme, habe eine jahrtausendealte Tradition. Dieses "Sich-Ausliefern" an die Natur übe eine große Faszination auf den Menschen aus, meint Günther Aigner und darum glaubt er auch nicht, dass das Skifahren bald aussterben werde. Skihallen können seiner Meinug nach aber keine Alternative sein.
"Skihallen sind zwar beliebt überall auf der Welt, aber die meisten sind schon irgendwann einmal in Konkurs gegangen. Weil die Leute nicht überzeugt sind von diesem Produkt."
Für Orte wie Kitzbühel liege die Zukunft des Tourismus wohl nicht in einer immer noch weiter künstlich verlängerten Skisaison, sondern vielleicht eher in einem Ganzjahrestourismus, meint Günther Aigner. Doch Skigebiete, die höher liegen, werden selbst in den kommenden Jahrzehnten noch mit dem Klimawandel umgehen können, so der Experte - auch mit Hilfe von Kunstschnee, wodurch das Skifahren allerdings noch teurer werden wird.