Nabu-Vogelzählung im WinterWeniger los im Vogelhäuschen

Kranke Amseln und weniger Besucher aus Nordeuropa. Die ersten Zahlen von der Winter-Vogelzählung des Naturschutzbundes sind da.

Bei der Vogelzählung vom Nabu können alle mitmachen. Für die Winterzählung haben sich am ersten Januarwochenende laut Nabu rund 100.000 Menschen in den Park oder ans Fenster gestellt, Vögel beobachtet und vor allem gezählt (Hier haben wir die Zählmethode genau erklärt). Noch haben nicht alle Teilnehmer ihre Zahlen gemeldet. Der Naturschutzbund sammelt noch bis zum nächsten Dienstag die Daten. 

Nach vorläufigen Ergebnissen ist die Gesamtlage der Vögel zwar recht stabil, es gibt aber auch einige Besonderheiten, beispielsweise rund um die Futterhäuschen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christoph Sterz.

Gute Futterlage für Vögel

In der Regel bedienen sich an den Futterhäuschen vor allem Kohlmeise, Blaumeise oder Waldvögel wie Kleiber oder Buntspecht. Diesen Winter aber sind weniger von ihnen dort zu sehen. Lars Lachmann, Ornithologe und Nabu-Vogelexperte, erklärt, dass das aber kein Grund zur Besorgnis sei.

„Das sind Arten, die sind entweder gleich im Norden geblieben oder, wenn sie zu uns gezogen sind, häufig im Wald geblieben. Denn dort sind die Futter-, die Nahrungsbedingungen in diesem Jahr sehr gut."
Lars Lachmann, Ornithologe und Nabu-Vogelexperte

Das habe vor allem mit den klimatischen Bedingungen zu tun. Zum einen fänden sich weniger der Arten aus dem kalten Osten oder Norden Europas ein, da der Winter bisher recht milde ist. Und auch heimische Vögel blieben in anderen Habitaten. Durch den trockenen Sommer fänden die Vögel beispielsweise im Wald viele Samen und hätten es nicht unbedingt nötig, auf Futterstellen auszuweichen.

Futterstelle bitte stehen lassen

Das Vogelhäuschen jetzt ganz abzubauen, wäre aber vorschnell, so Lars Lachmann. Je nach Region liegt nämlich bereits Schnee und das erschwere wiederum die Nahrungssuche für Vogel. Dann sei es gut, wenn es eine Futterquelle gibt, die Vögel schon kennen und schnell finden können, erklärt der Ornithologe.

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Auffällig ist außerdem, dass die ehrenamtlichen Vogelzähler in diesem Jahr weniger Amseln entdeckt haben. Nach den vorläufigen Zahlen hat die Amsel in der Winterzählung womöglich das niedrigste Ergebnis seit Beginn der Zählungen eingeholt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christoph Sterz. Insgesamt wurden laut Nabu 12 Prozent weniger Amseln als noch vor einem Jahr gezählt. Besonders drastisch fällt der Unterschied in Hamburg aus. Dort waren es 40 Prozent weniger Amseln.

Amsel-Virus, besonders in Hamburg

Lars Lachmann vom Nabu führt das in erster Linie auf die Verbreitung des Usutu-Virus zurück, der 2018 erstmals in Deutschland bei Amseln aufgetreten ist. Bundesweit gab es Erkrankungen, besonders aber in Norddeutschland. Dass das die Population besonders in Hamburg reduziert hat, könnte schlicht mit der größeren Siedlungsdichte zusammenhängen.

"Das kann man sich so ähnlich vorstellen wie bei menschlichen Grippeerkrankungen. Die verbreiten sich in der U-Bahn, in den Großstädten schneller als auf dem Land, wo man 200 Meter Abstand zum nächsten Nachbarn hat.“
Lars Lachmann, Ornithologe und Nabu-Vogelexperte

Bei anderen Arten hingegen wurden mehr Vögel gezählt: Das Rotkehlchen oder die Ringeltaube haben sich dieses Jahr nicht gen Süden verabschiedet und wurden daher häufiger gesichtet.

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