BürgerbeteiligungWindkraft: Coesfeld erzeugt seinen eigenen Strom
Die Menschen in Coesfeld wissen, wie man sich in Sachen Energie unabhängig macht. Sie haben vor Jahren einen Windpark auf den Weg gebracht, der mittlerweile in Betrieb ist. Die Windräder können Strom für die ganze Stadt produzieren und das dadurch gewonnene Geld bleibt auch in Coesfeld.
In Coesfeld steht der größte Windpark Nordrhein-Westfalens. Im deutschlandweiten Vergleich ist er der drittgrößte. Nach zehn Jahren Plan- und Bauzeit ist der Windpark seit Herbst 2021 ans Netz angeschlossen.
Die insgesamt 13 Windräder sollen mehr als 40.000 Haushalte mit Strom versorgen können. Damit können sie den Jahresbedarf an Strom der gesamten Kreisstadt rein rechnerisch abdecken.
Windkraft aus Coesfeld, für Coesfeld
Der Gewinn aus der Stromerzeugung bleibt auch vor Ort. Denn: Die Hälfte der Anteile an dem Windpark gehören den Menschen in Coesfeld. Ein Viertel besitzen die Landwirt*innen, auf deren Grundstücken die Windräder stehen und ein weiterer Teil die örtlichen Stadtwerke. Das sieht das Betreibermodell des Windparks vor.
Eine Bürgerstiftung, die kulturelle und soziale Projekte umsetzt, soll ebenfalls Geld aus dem Stromgeschäft bekommen. Laut der Bürgermeisterin handelt es sich jedes Jahr um eine sechsstellige Summe.
Menschen in Coesfeld starten Windpark-Idee
Das Besondere: Der Wunsch nach einem Windpark in der Kreisstadt kam von den Anwohner*innen selbst, erklärt Coesfelds Bürgermeisterin Eliza Diekmann. Damals hatten sich Landwirt*innen zusammengeschlossen und ihre Ackerflächen angeboten. "Sie haben untereinander viel darüber gesprochen, sich informiert und den Mehrwert für sich erkannt", sagt Eliza Diekmann. Die Stadt hat sie dabei unterstützt.
"Wir haben eine hohe Identifikation mit dem Projekt vor Ort. Die Menschen ärgern sich eher, wenn das Windkraftrad mal stillsteht."
Eliza Diekmann sieht darin, wie die Stadt das Projekt zusammen mit den Menschen in Coesfeld umgesetzt hat, den entscheidenden Punkt für seine Akzeptanz. Niemand hat vor dem Bau gegen den Windpark geklagt. Die Menschen stehen hinter ihrem Projekt, weil sie aktiv an der Umsetzung beteiligt waren wie jetzt auch am Gewinn, erklärt sie.
Die Stadt habe auch daran gearbeitet, deutlich zu machen, welche Vorteile die Windräder haben, statt Angst über mögliche Nachteile zu verbreiten. Wenn jemand skeptisch war, hätten Landwirte, auf deren Flächen schon eine Windkraftanlage stand, Menschen zu sich eingeladen. So konnten sie für sich selbst sehen, wie laut ein Windrad tatsächlich ist oder wie viel Schatten es wirft.
Auch deshalb gilt der Windpark als ein Vorzeigeprojekt, die Energiewende lokal umzusetzen.
Wenn die Windräder stillstehen müssen
Manchmal muss der Windpark in Coesfeld aber ruhen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es zwar sehr windig ist, der über die Windräder produzierte Strom aber nicht ins Netz eingespeist werden kann, weil Kraftwerke, die konventionell Energie erzeugen, nicht schnell genug runtergeregelt werden.
Daher muss der erzeugte Strom aktuell noch auf den Jahresbedarf der Stadt Coesfeld umgerechnet werden. Das ist total frustrierend, sagt die Bürgermeisterin.
Coesfeld möchte den Windpark aber weiter ausbauen und zu einem Energiepark werden lassen, der auch andere erneuerbare Energien nutzt wie Solarenergie.
Hinweis: Unser Foto ist ein Symbolbild und zeigt nicht den Windpark in Coesfeld.