Fitness der NationalspielerAuf dem Laufband nach Brasilien
Wer nach Brasilien will, muss laufen. Was Jogi Löw neben fußballerischen Fähigkeiten von seiner Mannschaft erwartet - und wie Problemfälle fehlende Fitness bis zum Turnierstart aufholen können.
Die Entscheidung ist gefallen: Jogi Löw hat seinen vorläufigen Kader für die WM in Brasilien bekannt gegeben. Die größte Überraschung: Mario Gomez muss zu Hause bleiben. Auf seiner Position könnte Kevin Volland von 1899 Hoffenheim zum Einsatz kommen.
Klar ist: Als WM-Spieler hat man einen anstrengenden Job. Denn ein Fußballer läuft im Extremfall - also wenn ein Spiel in die Verlängerung geht - bis zu 14 Kilometer, erklärt der Sportmediziner Oliver Tobolski.
"Bei Profisportlern ist es genauso wie bei uns auch: Fehlende Fitness kompensiert man nur über das Laufen, das Laufen und über das Laufen."
Eine von Jogi Löws Problemzonen: der Sturm. Ein Angreifer muss vor allem eines können: Sprints anreißen. Im Leistungsbereich hätten Topstürmer Werte, die an Sprintstars in der Leichtathletik heranreichten, sagt Oliver Tobolski. Der große Unterschied zu Usain Bold und Co: Stürmer müssen diese Leistung nicht nur einmal vollbringen, sondern immer dann, wenn die Schaltzentrale im Mittelfeld den tödlichen Pass spielt. Wer dass im Spiel 15 bis 20 Mal machen soll, brauche Tempohärte, sagt der Sportmediziner. Stürmer müssen also schnell und ausdauernd sein. Eine weitere wichtige Eigenschaft: Sprungkraft, um sich beim Kopfball gegen die Riesen aus der Innenverteidigung durchzusetzen.
Antreten zum Laktattest
Bei einem Medizincheck, um die Fitness der Spieler festzustellen, gehe es Jogi Löw vor allem um die Kreislaufparameter seiner Spieler. Dafür werden Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Mesut Özil aufs Laufband gestellt und einer Laktatanalyse unterzogen. Das große Ziel bei einem Leistungssportler: Er soll möglichst spät aus dem sauerstoffverarbeitenden Bereich in den sauren Bereich gelangen. Außerdem werde die Schnelligkeit überprüft - gerade dann, wenn die Spieler müde sind. Wichtig sind natürlich auch Kraftwerte: Das medizinische Team der Nationalmannschaft überprüft neben der Sprungkraft auch, wie Rumpf stabilisiert die Spieler sind.
Wer jetzt noch nicht hundertprozentig fit ist, sollte aber noch ein wenig warten, bevor er den Sommerurlaub bucht. Mit Zusatzeinheiten könnten Spieler fehlende Fitness bis zum Turnierstart noch aufholen, erklärt Oliver Tobolski. Denn im Gegensatz zu Hobbysportlern würden Fußballprofis schneller fit, wenn sie nach dem normalen Training noch eine Zusatzeinheit auf dem Laufband einschöben.