Befürworter und Gegner nach dem Referendum"Wir geben uns die Hand - das gehört dazu."
Großbritannien ist gespalten - mit knapper Mehrheit hat sich das Land für den Brexit ausgesprochen. Die Briten wollen also raus aus der EU. Die eine Hälfte des Landes jubelt heute - die andere ist entsetzt. So wie Robert und John, mit denen wir heute morgen gesprochen haben
Robert Sleigh gehört zu den Briten, die heute einen guten Tag haben. Er hat für den Brexit gestimmt und fühlt sich ein bisschen wie der isländische Fußballkommentator, der den Einzug seiner Mannschaft ins Achtelfinale bejubelte, sagt er. Seit 1980 lebt der Brite in Berlin - und ist ein entschiedener Befürworter des Brexit. Weil er die Bürokratie in Brüssel ablehnt und sich mehr britische Eigenbestimmung wünscht.
Heute Morgen hat Robert noch mit dem schlimmsten gerechnet, als er seinen Rechner hochgefahren hat. Die EU sei reformbedürftig. Den Versuch, aus 30 Nationen eine Art europäischen Superstaat zu machen, hält er für gescheitert. Vor allem wegen des Euros, den er als katastrophal bezeichnet. Dabei hat John einst viele Vorzüge der EU gesehen - vor allem für die Wirtschaft. Im Laufe der Zeit ist er aber immer mehr zum Brexit-Anhänger geworden.
"Ich glaube Cameron ist ein 'dead man walking' - ich glaube nicht, dass er an der Macht bleiben kann."
Für die andere Hälfte der Briten steht John Heaven. Er ist fassungslos über das Ergebnis und hat nicht damit gerechnet. Er findet es sehr seltsam, der EU Vorwürfe über den demokratischen Zustand Großbritanniens zu machen. Gerade wenn man sich das britische Wahlsystem ansehe. Immerhin sei das Referendum eine faire Abstimmung gewesen - und das gebe es nicht so oft.
"Das Vereinigte Königreich muss sich an die eigene Nase fassen, wenn es um Demokratie geht."
Robert war schon heute Morgen skeptisch, dass der britische Premier Cameron nach dieser Niederlage an der Macht bleiben kann - tatsächlich kündigte Cameron inzwischen seinen Rücktritt an. Und auch Nigel Farage von der Ukip-Partei habe seine Mission erfüllt - und könne sich jetzt auflösen. Robert ist sicher: Ohne den Rechtsaußen wäre die Mehrheit für einen Brexit noch größer ausgefallen, sagt Robert.
"Dass wir uns beide nach dem Referendum die Hand reichen? Ich finde, das gehört dazu."
Trotz aller Unterschiede - die beiden eint der britische Sportsgeist. Und so akzeptieren beide, dass das Volk entschieden hat. Jetzt hoffen sie, dass die Folgen nicht zu schlimm ausfallen. Auch wenn keiner wirklich beurteilen kann, wie es jetzt weitergeht. John befürchtet, dass das Vereinigte Königreich zerfallen könne. Weil sowohl Schottland als auch Nordirland für den Verbleib in der EU gestimmt haben.