Blinde Menschen auf der Sexmesse VenusDas neue Sextoy erfühlen
Für Menschen mit Sehbehinderungen sind beim Sex etwas andere Dinge wichtig als für Menschen, die sehen können. Das zeigt sich auch beim Besuch der Sexmesse Venus in Berlin.
In Berlin hat am Wochenende die Sexmesse Venus stattgefunden, wo sich Pornosternchen präsentierten und die neuesten Sextoys vorgestellt wurden. Zum dritten Mal fand dort eine Führung vom Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin statt. Denn natürlich interessieren sich auch blinde Menschen oder Menschen mit einer Seheinschränkung für Sex.
Sextoys anfassen
Geführt wird die Blindengruppe von der Travestiekünstlerin Ella Mortadella. Sie kann gut nachvollziehen, dass es für Menschen mit einer Seheinschränkung etwas schwieriger sein könnte, sich neuen Produkten in einem Sexshop anzunähern:
"Gerade ein Mensch, der vielleicht eine Sehschwäche hat, ist ja auch vielleicht ein bisschen gehindert, um in einen Sexshop zu gehen, und dort jetzt direkt mal zu fragen: 'Kann ich mal das und das anfassen?'"
"Also, ich interessiere mich zum Beispiel auch sehr für BDSM und Bondage - und da passt das hier einfach sehr gut.“
Die Messe Venus mache diese Annäherung viel einfacher, so Ella Mortadella. Denn hier könnten die sehbehinderten Besucher direkt herausfinden, wie sich etwas anfühlt. Beispielsweise das Selbstbefriedigungstoy, das eine Verkäuferin präsentiert.
Auch Pornos sind für den blinden Messebesucher Tim interessant. Hier kommt es für ihn vor allem darauf an, den kompletten normalen Originalton zu hören - der Rest sei dann eben Fantasie. Tim macht sich die Bilder selbst im Kopf.
Für Tim gibt es beim Sex einige Grenzen. Und die liegen bei den Dingen, die er nicht empfinden kann, weil er blind ist. Aber genauso haben sich für ihn völlig neue Horizonte eröffnet: Denn seit er blind ist, erlebt er Sex vor allem in Form von Gerüchen und Geräuschen und natürlich Berührungen. Und seit das Sehen für ihn wegfällt, "wird natürlich alles andere deutlich".
"Also man braucht den kompletten normalen Originalton dazu, und dann wird man eben quasi zum Tonfetischisten. Die Geräusche werden wichtiger und halt eben die Fantasie!"