Kommunizieren in der KrisePR-Berater: Jens Spahn verunsichert mit seiner Kommunikation
Zu Beginn der Corona-Pandemie waren Widersprüche in der Kommunikation zwischen Politik und Bevölkerung noch nachvollziehbar, so der PR-Berater Dominik Wichmann. Doch ein Jahr danach nicht mehr. Doch genau das tue Gesundheitsminister Jens Spahn: schlecht kommunizieren.
"In der Frühphase ist natürlich eine erratische und nicht-koordinierte Kommunikation vollkommen logisch gewesen", sagt Dominik Wichmann. Er erinnert sich an die Anfänge der Corona-Pandemie 2020. Alle waren überrascht von der Pandemie und ihren Auswirkungen.
Doch seit dem Sommer 2020 habe es genug Gelegenheit gegeben, sich besser vorzubereiten und besser zu kommunizieren, findet Dominik Wichmann. Er war unter anderem Chefredakteur des SZ-Magazins sowie des Stern. 2017 gründete er eine Marketing-Agentur, die er seitdem leitet.
Viele Widersprüche in der Kommunikation
Doch auch 2021 – ein Jahr danach – seien die Botschaften seitens der Behörden, insbesondere des Bundesgesundheitsministeriums, sehr erratisch, widersprüchlich und auch unterschiedlich.
"Die Botschaften seitens der staatlichen Behörden sind sehr widersprüchlich. Das verunsichert die Bürgerinnen und Bürger."
Für eine gute Kommunikation ist entscheidend, dass regelmäßig kommuniziert wird, so PR-Berater Wichmann. "Auch, dass wiedererkennbare Botschaften kommuniziert werden." Außerdem sei es wichtig, Widersprüche zu vermeiden.
Denn unterschiedliche Botschaften verunsichern. Die Bürgerinnen und Bürger wissen dann nicht mehr, an was sie sich halten sollen, so Dominik Wichmann. "Das führt auch zu Verschwörungstheorien."
Gesundheitsminister Spahn widerspricht sich
Doch genau solche Widersprüche in der Kommunikation sieht er bei Gesundheitsminister Jens Spahn. Und nennt dafür ein Beispiel: Gesundheitsminister Spahn gab am Montag (15. März) eine Pressekonferenz und erklärte, dass Impfungen mit dem Corona-Impfstoff Astra-Zeneca vorerst ausgesetzt werden.
Spahn begründete das als rein "fachliche Entscheidung". "Bei solch einer Pressekonferenz muss ein Vertreter des Paul-Ehrlich-Instituts daneben sitzen und muss diese fachliche Entscheidung entsprechend begründen", sagt Dominik Wichmann. "Das kann dann kein Politiker machen." Das Institut ist für die Prüfung der Sicherheit von Impfstoffen zuständig. Es hatte die vorübergehende Aussetzung und weitere Untersuchungen empfohlen.
"Kommunikation ist kein Nice-to-Have. Kommunikation ist für Politiker eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, seinen Job gut zu machen."
Doch gute Kommunikation gehöre zum Job eines Politikers oder einer Politikerin dazu, so Dominik Wichmann. "Kommunikation ist Teil des politischen Handelns und Teil der politischen Qualifikation."
Und wie kommuniziert Angela Merkel?
Die Kommunikation seitens der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des Bundespresseamts hält Dominik Wichmann für "deutlich reduzierter und berechenbarer".
"Die Kommunikation von Angela Merkel ist in sich konsistent."
Aber auch hier laufe nicht immer alles rund. Als Anfang März nach einer stundenlangen Beratung von Bund und Ländern ein Stufenplan für Öffnungsschritte präsentiert wurde, sei die Grafik eher "hilflos zusammengemalt" gewesen, so Dominik Wichmann. "Diese Zeit ist vorbei." Man müsse die Reaktionen in den sozialen Medien mitdenken.
Dennoch ist er der Meinung: "Die Kommunikation von Merkel ist deutlich besser als die ihrer Fachminister." Aber die Kanzlerin könne natürlich nicht die Kommunikation für die Ministerien übernehmen.