Von Marokko bis SüdafrikaSurfen in Westafrika: Allein auf der Welle
Die meisten Surfer lieben Indonesien oder Costa Rica. Aber Westafrika? Kaum jemand surft dort. Außer Carlo Drechsel. Er war unterwegs auf einem Surfer-Roadtrip entlang der Küste Westafrikas: 22 Länder, 60.000 Kilometer, auf der Suche nach der Welle. Dabei hat er auch gelernt, dass unser Bild von Westafrika verzerrt ist.
Die Küste Westafrikas zieht sich von Marokko bis Südafrika. Carlo Drechsel ist sie abgefahren – mit Surfbrett und in einem alten Jeep. Er war insgesamt 18 Monate unterwegs und hat 60.000 Kilometer zurückgelegt.
Vor Westafrika wird bislang kaum gesurft – und das macht es reizvoll. Anders als zum Beispiel Indonesien ist Westafrika kein gemachtes Nest, so Carlo Drechsel. Und: "In Westafrika kann man noch alleine eine gute Welle surfen beziehungsweise welche entdecken", sagt der Surfer.
Surfer-Roadtrip durch Westafrika
Nach wie vor ist Surfen neu in den Ländern Westafrikas, mit Ausnahme Südafrikas. Auf den Brettern stehen deshalb vor allem Jugendliche und junge Männer, kaum Ältere und kaum Frauen. Aber es tut sich was, so Carlo Drechsel. Er hat extrem gute, junge Surfer getroffen.
Carlo Drechsel ist Anfang 30. 2014 startet er seinen Surfer-Roadtrip und ist anderthalb Jahre unterwegs. Später – 2017 und 2018 – reist er noch einmal nach Angola und Namibia, natürlich wieder zum Surfen. Zu Beginn seines Road-Trips herrscht in einzelnen Ländern Westafrikas eine Ebola-Epidemie und Terrorgruppen sorgen für Angst und Schrecken. Seine Familie und Freunde sind skeptisch, als er in Deutschland startet. "Ein paar Leute fanden es eine gute Idee, aber die meisten eine schlechte", sagt Carlo Drechsel.
Aber genau darum geht es Carlo Drechsel, nämlich die sehr verzerrten Bilder, die der Rest der Welt von Westafrika hat, zu überprüfen. "Es ist nicht alles toll dort, aber es ist auch nicht alles schlecht", sagt der Surfer. Die Armageddon-Bilder von Westafrika seien übertrieben.
"Die Diskrepanz zwischen diesem Bild, das man von Westafrika hat und wie es wirklich ist, ist unglaublich."
Carlo Drechsel erlebt auf seiner Reise Gastfreundschaft; er erfährt viel über den Alltag, die Kultur und Religionen. In Ghana trifft er auf Christen und Muslime, die gemeinsam beten. Und Carlo Drechsel kommt zurück mit einem gesünderen Selbstbewusstsein: Immerhin hat er viel durchgemacht.