Günstig und schnellFahrräder selber reparieren in offenen Werkstätten
In vielen Städten gibt es freie Fahrradwerkstätten, in denen jeder und jede sein Rad reparieren kann – Ehrenamtliche unterstützen dabei. Unser Reporter hat eine Werkstatt in Köln besucht.
Die Alte Feuerwache ist ein Bürgerzentrum. Und der frühere Pferdestall eine Fahrrad-Werkstatt, vollgestopft mit Werkzeug und gebrauchten Teilen. Wolfgang Wehlau leitet die Werkstatt und ist einer der wenigen, der hier noch einen gewissen Überblick hat. "Ich weiß dann zumindest, wo ich mit der Suche beginnen muss", sagt er.
Wer kann, zahlt mehr
Wolfgang ist eigentlich Bühnentechniker. Wie man Fahrräder repariert, hat er sich selbst beigebracht. Und seit inzwischen 37 Jahren unterstützt er an einem Abend pro Woche andere dabei, ihr Rad zu reparieren. Den Raum stellt die Alte Feuerwache kostenlos zur Verfügung. Wolfgang selbst arbeitet ehrenamtlich und auf Spendenbasis. Vier Euro pro Reparatur sollten es aber schon sein. Diejenigen, die es sich leisten können, geben mehr, dafür können dann etwa Kinder ihre Fahrräder kostenlos reparieren. Das wird mitgetragen.
"Ich nenne es das freiwillige Robin-Hood-Prinzip, weil wir genauso gut eben Kinder haben, die nichts zahlen – auch wenn die irgendwelche Neuteile bekommen. Das muss halt dann mitgepuffert werden.“
Jeder kann sich hier bedienen, wenn er oder sie am Ende einen kleinen Obolus dafür da lässt. Auch Demian ist mit seinem Fahrrad gekommen. Beim ihm scheint irgendwas mit dem Tretlager nicht zu stimmen. "Mir fehlt zu Hause das Werkzeug, um das zu machen", erklärt er, "anstelle dass ich das einfach kaufe, dachte ich, das ist ja eine coole Anlaufstelle."
E-Bikes und teure Rennräder werden hier nicht repariert
Demian hat die Werkstatt im Netz gefunden. Tatsächlich gibt es solche Angebote in vielen Städten. Von Bürger- oder Kulturzentren oder an den Unis. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC bietet Hilfe zum Selberschrauben an. In Wolfgangs Werkstatt spielt es keine Rolle, was für ein Rad hereingeschoben wird. Nur von E-Bikes lässt er die Finger, weil die Technik eine andere ist. Und hochpreisige Rennräder sind auch nicht sein Fokus. "Das sind Menschen, die haben meistens das Geld, dass sie das Rad auch wirklich in eine Werkstatt bringen können", sagt er.
"Mir geht es eher darum, den Menschen, die einfache Räder haben, mit einfachen Mitteln – auch mit gebrauchten Teilen – sehr kostengünstig helfen zu können."
Mit seinem Angebot will er beispielsweise Obdachlosen helfen. Dass er hauptsächlich gebrauchte Teile verwendet, ist für ihn selbstverständlich, denn es ist nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltig.