Corona-PandemieWann eine dritte Corona-Impfung sinnvoll ist
Die Hausärztin Ulrike Koock muss entscheiden, ob sie Patienten eine dritte Corona-Impfung anbietet. Sie ist für den dritten Piks bei Älteren sowie Risikopatienten. Aber wahllos boostern hält sie für falsch. Der Impfstoff fehle, um Mutationen des Coronavirus zu verhindern.
Ab 1. September werden laut Bundesregierung allen zweifach Geimpften Auffrischimpfungen mit einem mRNA-Impfstoff angeboten. Das heißt, nicht allein Menschen in Risikogruppen, sondern auch allen, die bisher nur einen Vektorimpfstoff (zum Beispiel Astra-Zeneca) bekommen haben, soll eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angeboten werden.
Die Ständige Impfkommission wertet noch Daten aus
Die Ständige Impfkommission gibt bislang keine Empfehlung für eine dritte Schutzimpfung. Laut Tagesschau könnte sich die Kommission Ende September oder Anfang Oktober positionieren. Bis dahin würden noch Daten ausgewertet.
Das bedeutet für die Hausärztin Ulrike Koock eine komplizierte Umsetzung in ihrer Praxis. "Es ist schwierig, wenn man nicht weiß, wen ich jetzt impfen kann. Und wann soll ich damit anfangen?"
Klar sei, dass Personen, die in den vergangenen drei bis fünf Monaten ihren vollen Impfschutz erhalten haben, sich nicht boostern lassen müssen. Das heißt, eine dritte Impfung ist noch nicht notwendig. Anders bei Personen, bei denen die Impfung sechs Monate zurückliegt.
"Wenn jemand vor sechs Monaten seine Impfung bekommen hat, dann kann man über eine dritte Impfung nachdenken."
Außerdem sei mit entscheidend, ob Personen einen schweren Verlauf nach einer Coronainfektion trotz Impfung erleiden könnten. Dann hält Ulrike Koock eine dritte Impfung für sinnvoll. Zum Beispiel für Personen über 80 Jahre und/oder mit einer Vorerkrankung. Ebenso für Personen im Gesundheitswesen. Denn sie haben tagtäglich Kontakt zu Patientinnen und Patienten. "Da muss man schon geschützt sein", sagt die Medizinerin.
Es gibt noch viele Fragen rund um die Immunisierung
Schwierig sei die Bewertung einer dritten Impfung auch, weil noch offen ist, von welcher Dauer der Schutz der Immunisierung ist. Zum Beispiel sei noch unklar, ob die Höhe der Antikörper mit dem Schutz korreliert. In der Praxis schwankt die Höhe der Antikörper bei Labortests zwischen 300 und 25.000, so Ulrike Koock. "Ob das dann mehr oder weniger Schutz ist, das weiß man noch nicht genau."
Sie findet, dass junge und gesunde Personen nicht direkt nach sechs Monaten eine dritte Impfung brauchen. Außerdem nähme der Impfschutz über die Wochen und Monate ab und nicht plötzlich.
"Der Impfschutz nimmt nicht von heute auf morgen ab. Nach sechs Monaten ist der Impfschutz nicht plötzlich weg. "
Weltweiter Impfschutz wichtig
Außerdem sei bei der Diskussion um eine dritte Impfung auch ein anderer Aspekt wichtig. Denn der Impfstoff, der damit in Deutschland verbraucht wird, fehlt in anderen Ländern. Die Hausärztin sieht darin ein Problem. Denn ohne weltweiten Impfschutz kann die Pandemie nicht wirklich gestoppt oder abgebremst werden. Vielmehr können neue Varianten des Coronavirus entstehen.
"Es ist wichtig, dass andere Länder auch durchgeimpft werden, um Mutationen zu vermeiden."
Es sei eine Gradwanderung, so Ulrike Koock. Menschen in Deutschland, die eine dritte Impfung brauchen, damit sie vollen Schutz haben, sollen sie erhalten. Aber es sollte nicht jede und jeder wahllos geimpft werden.